Samstag, 16. November 2013

16. November Ao. 1338

Bischoff Dietrichs zu Havelberg, als Päbstl. Commissarii, Instrument und Abschied, in welchen er nach vorgängiger Untersuchung der Sache die Hallischen an Ertzbischoff Burchards Tode unschuldig erkläret.


Theodorici Episcopi Havelbergensis, qua Commissarii Papalis, literae, quibus causa cognita Hellenses innocentes de morte Burchardi Archiepiscopi Magdeburg. declaruntur.




Erzbischof Burchard III. aus dem Geschlecht derer von Mansfeld, von 1307 bis 1325 im Amt, muss seinem Naturell nach eher Raubritter denn Geistlicher gewesen sein. Seine Herrschaft war von windigen Geschäften, Vertragsbruch und Erpressungen geprägt. Insbesondere die Städte des Erzbistums hatten so zu leiden, dass es z.B. zu Beginn des Jahres 1315 in Magdeburg zur Gefangennahme des Erzbischofs kam.
Das wüste Treiben des Erzbischofs führte zum Ewigen Bündnis zwischen den Städten Magdeburg und Halle am 05. Februar 1324. In dem Vertrag schworen sich die Städte Beistand gegen den Erzbischof.
Letztlich wurde Erzbischof Burchard am 29. August 1325 von einigen verschworenen Städten gefangen gesetzt und am 21. September selbigen Jahres während seiner Haft erschlagen.

Magdeburg und Halle wurden wegen dieses Totschlages in Reichsacht und Bann geschlagen.

Als Landgraf Otto von Hessen im Jahre 1327 zum Erzbischof von Magdeburg ernannt wurde, bemühte sich dieser sofort um die Wiederherstellung der Ordnung in seinen Landen. Zunächst erklärte er im Jahre seiner Ernennung die Stadt Halle für unschuldig an der Ermordung des Erzbischofs, zwei Jahre später erreichte er - unter Auflagen - den Widerruf der Acht durch Kaiser Ludwig IV.. Im Jahre 1331 entließ Papst Johannes XXII. Magdeburg auch aus dem Bann.

Am 18. Oktober 1333 hob Erzbischof Otto den Bann gegen die Stadt Halle auf und versprach später, die Bestätigung des Papstes zu erwirken. Papst Benedictus XII. bestätigte am 01. März 1335 die Unschuldserklärung Erzbischof Ottos für die Stadt Halle und beauftragte Bischof Dietrich zu Havelberg als päpstlichen Kommissar damit, den Sachverhalt nochmals zu untersuchen und die Stadt Halle freizusprechen.
Oben genanntes Dokument enthält die Absolution des päpstlichen Kommissars für die Stadt Halle.

Donnerstag, 14. November 2013

14. November Ao. 1358

Ertzbischoff Ottonis zu Magdeburg Confirmation der von Henning von Steinfurt, zur Versöhnung des an Albert von Dießkau begangenen Todtschlages, zu Rideburg gestifteten Capelle, und Incorporation der darzu gewidmeten Güter.




Heinrich I. von Brandenburg, genannt Heinrich ohne Land, war Markgraf von Brandenburg und Landsberg. Er entstammte dem Geschlecht der Askanier und lebte von 1256 bis 1318.
Als Markgraf von Landsberg gehörte ihm die Burg Rideburg (Reideburg), die nach dem Tod seiner Gattin Agnes im Jahre 1340 an das Erzstift Magdeburg fiel.
Das Erzstift gab die Burg samt der dazu gehörigen Dörfer Tilemann von Dieskau zu Lehen, wogegen der Schwiegersohn Heinrichs I., Magnus I. von Braunschweig, Protest einlegte und die Burg besetzte.
Später übergab Magnus I. die Besitzungen im Rahmen eines Vergleichs an Markgraf Friedrich II. von Meißen, welcher die Burgbesatzung verstärkte und sowohl dem Erzstift als auch der Stadt Halle einigen Schaden tat.
Das konnte Erzbischof Otto nicht auf sich sitzen lassen und so belagerte er mit Hilfe der Städte Halle und Magdeburg im Jahre 1347 die Burg Reideburg. Markgraf Friedrich II., der die Burg entsetzen wollte, wurde in die Flucht geschlagen, die Burg wurde erobert und zerstört.
Um die Besitzungen zu verteidigen, ließ Erzbischof Otto die umliegenden Sattelhöfe von seinen Burgmannen besetzen.

Darunter befand sich auch Albrecht von Dieskau, der dort von Henning von Steinfurt erschlagen wurde. Um den Totschlag zu sühnen, vereinbarte Henning von Steinfurt mit denen von Dieskau, dass er in Reideburg eine Kapelle St. Katharina stiften würde und sie mit Zinsen ausstatten wolle. Die von Dieskau erhöhten das Einkommen der Kapelle durch weitere Güter.
Erzbischof Otto bestätigt die Stiftung der Kapelle und die zugehörigen Güter.

Mittwoch, 13. November 2013

13. November Ao. 1513

Der Päbstlichen Commissarien, Abt Tilemanns zu Closter Berge und Ludolphs Probsts zu Gottes Gnaden Processus Incorporationis des Compter-Hoffs zu S. Cunegund, und zubehöriger Güter, so das Closter zum Neuenwerck von denen Teutschen-Ordens-Rittern erkaufft, samt inserirten Documenten.




Die Komturei St. Cunigund des Deutschen Ritterordens neben der Hohen Brücke (heutige Salinehalbinsel, Jungfernwiese), im Jahre 1200 gegründet, erwarb sich im Laufe der Zeit zahlreiche Güter und vermehrte so ihren Reichtum. Das rief natürlich Neider auf den Plan.

So wurde den Ordensbrüdern schon frühzeitig ein sittenloser Lebenswandel nachgesagt, zumal sich ganz in der Nähe einige Gasthäuser befanden, in denen Zechbrüder und liederliche Weibspersonen verkehrten. Kurzum: es gab beständig Streit.
Zusätzlich waren die hallischen Güter der Komturei immer wieder von Hochwassern betroffen und warfen so sehr wenig Nutzen ab, verursachten im Gegenteil noch erhebliche Kosten.
Nicht zuletzt gab es immer wieder Streitfälle mit dem Kloster zum Neuen Werk, weil die Güter der Komturei und des Kloster ziemlich miteinander verflochten waren. Schon im Jahre 1238 (siehe meinen Eintrag vom 27. Oktober) mussten sich die Ordensbrüder mit dem Kloster vergleichen, weil das Kloster häufig den Fluss staute, um die Mühle zu Gimritz zu betreiben, wodurch der Komturei Wasserschaden entstand.

Die Situation war für den Deutschen Ritterorden also keineswegs ideal.
Nun hatte im Jahre 1507 Herzog Georg zu Sachsen der Ballei (Provinz) des Deutschen Ritterordens in Thüringen den Ort Liesten (Lehesten bei Jena) zu Lehen verkauft. Worauf der Landkomtur der Ballei Thüringen Verhandlungen mit dem Rat der Stadt Halle über den Verkauf der Güter der Komturei St. Cunigund aufnahm.
Hier erhob jedoch der Probst des Klosters zum Neuen Werk Einspruch und machte sein Vorkaufsrecht als Erzdiakon des hallischen Kirchensprengels geltend. Er wollte es nicht leiden, dass geistliche Güter in weltliche Hände fielen.
Letztlich erwarb die Stadt Halle das Gelände der Komturei auf der Salinehalbinsel und musste die Gebäude niederreißen.

Alle anderen hallischen Güter des Deutschen Ritterordens fielen dem Kloster zum Neuen Werk zu. Die päpstlichen Kommissare bestätigen nun die Aufnahme dieser Güter in den Besitz des Klosters.

Dienstag, 12. November 2013

12. November Ao. 1341

Probst Theodorici zum Neuen Werck Union der Schloß-Capelle S. Margarethae zu Giebichenstein mit der dasigen Pfarr-Kirche, nebst Verordnung, wie sie versorget werden soll.




Unter den Gebäuden der Unterburg Giebichenstein befand sich im Südwesten des Burggeländes eine Kapelle St. Margaretha, die wohl schon von Erzbischof Adelgotus (1107 - 1119) erbaut und geweiht worden ist. An ihrer Stelle steht das Brauhaus der Unterburg, welches vermutlich um 1500 erbaut wurde und dessen prächtiger Giebel auch heute noch zu sehen ist.

Die Kapelle St. Margaretha war von Adelgotus dem Kloster zum Neuen Werk zugeordnet worden. Etwa um 1340 hatte das Kloster zum Neuen Werk von Erzbischof Otto das Patronatsrecht für die Pfarrkirche St. Bartholomäus zu Giebichenstein erhalten und dafür die Pfarre zu Werben abgegeben.
Probst Theoderich vereint nun Kapelle und Pfarrkirche miteinander und gibt Anweisungen zur Versorgung der Kapelle.

Montag, 11. November 2013

11. November Ao. 1482

Stephan Mittags, Ritters des heiligen Grabes und Bürgers zu Halle Bittschreiben an den Rath daselbst, daß er auff seinen, zu denen gestiffteten drey geistlichen Lehen in Unser Lieben Frauen-Kirche, angeschafften Ornat Obsicht haben wolle.




Stephan Mittag war ein Bürger der Stadt Halle, der eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen hatte und dort Ritter des Heiligen Grabes geworden war. Zusammen mit seiner Ehefrau Margarethe hat er 1464 einen Altar St. Thomas & St. Barbara in der Marienkirche gestiftet, insgesamt 34 Gulden jährlichen Einkommens zur Bewirtschaftung gegeben und darüber hinaus ein kostbares Ornat (festliches Gewand) und Altarschmuck angeschafft.

Damit nach seinem Tode das Ornat, welches in einem Tabernakel (Schrank, in dem Hostien und andere heilige Geräte gelagert werden) verwahrt wurde, nicht abhanden kommt oder gestohlen werden kann, bestimmt Stephan Mittag, dass nur der älteste Priester der Kirche den Schlüssel zu dem Tabernakel haben darf und ihn allzeit mit sich zu führen hat. Er darf den Schlüssel nicht im Schloss stecken lassen und die beiden anderen Priester sollen keinen Zugang zu dem Schlüssel haben.
Offensichtlich ist zu seinen Lebzeiten schon eine seiner kostbaren Schenkungen abhanden gekommen. Das erklärt seine Sorge.
Nun bittet er den Rat der Stadt Halle, nach seinem Tode darüber zu wachen, dass seine Verfügungen eingehalten werden.

Sonntag, 10. November 2013

10. November Ao. 1307

Des Dom-Capitels zu Magdeburg, Sede vacante, Vergleich mit dem Rath zu Halle, wie es wegen der Kosten, Schäden und Beute zu halten, wenn die von Halle in des Ertzstiffts Diensten zu Felde ziehen.




Am Todestag Erzbischofs Heinrichs II. (eigentlich Heinrich III. von Anhalt) schließt das Dom-Kapitel mit dem Rat der Stadt Halle einen Vergleich, in dem festgelegt wird, wie bei Feldzügen für das Erzbistum zu verfahren sei, wenn hallische Bürger für das Erzstift kämpfen.
Der Kriegsdienst für das Erzstift war eine Pflicht und jeder Ort hatte ein gewisses Kontingent an Soldaten zu stellen. Die Soldaten wurden zwar im Feld verpflegt, aber für ihre Dienste nicht bezahlt. Ausgenommen davon waren Adlige, die besondere Vereinbarungen mit dem Erzstift getroffen hatten und im Feld einen hohen Rang bekleideten.
Eben weil Soldaten üblicherweise nicht bezahlt wurden, war das Plündern eroberter Orte die einzige Möglichkeit, für sich und die daheimgebliebene Familie Geld zu verdienen, sofern man den Feldzug unbeschadet überstand. Deshalb wurde in dem Dokument auch vereinbart, das die Soldaten Anspruch auf einen Anteil an eventueller Beute haben.
Fürsten und Barone erhielten auch hier einen größeren Anteil, wie im Dokument vermerkt ist.
Für Kriegsschäden hatten Armee und Volk zu gleichen Teilen aufzukommen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Scrapbook - 29.10.2013

Der heutige Chronikeintrag hat mir eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen eingebracht. Die muss ich festhalten.

  • Vor dem 15. Jh. wurden Hohlmünzen geprägt. Die waren einem hohen Verschleiß ausgesetzt und mussten demzufolge häufig eingeschmolzen und neu geprägt werden. Um diese Kosten wieder einzunehmen, erhob man Zölle auf ein- und ausgehende Waren.
  • Im 15. Jh. wurden erstmals "dicke Pfennige", also massive Münzen, geprägt. Die wurden später nach ihrem Herkunftsort Joachimsthal in Nordböhmen als "Joachimsthaler", noch später verkürzt auf Thaler bezeichnet.  
  • Halle trieb Salzhandel vornehmlich mit Franken, Sachsen, Schlesien und Böhmen
  • Das Münzrecht war von Kaiser Otto III. im Jahre 987 an den Erzbischof von Magdeburg geschenkt worden. Dieser delegierte das Amt des Münzmeisters an den Salzgrafen zu Halle.

29. October Ao. 1428

Ertzbischoff Günther zu Magdeburg versetzt mit Consens des Dom-Capituls die Salzgrafschafft und Müntzey an den Rath zu Halle auf neun Jahr lang für 2666 Marck 11 Loth Silber.




Bereits Kaiser Otto III. hatte im Jahre 987 das Münzrecht für das Erzbistum Magdeburg an den Erzbischof als Landesherrn geschenkt. Die Erzbischöfe übertrugen im Rahmen ihres Münzrechts das Amt des Münzmeisters für die Stadt Halle auf den jeweiligen Salzgrafen, den sie auch ernannten.

Die Stadt Halle in ihrem Bestreben, sich von der erzbischöflichen Macht zu lösen und den Status als Freie Reichsstadt zu erringen, war natürlich daran interessiert, einen gewissen Einfluss auf den Münzmeister zu haben. Deshalb drang die Stadt darauf, das Recht zu erhalten, den Salzgrafen selbst zu bestimmen und diese Wahl vom Erzbischof nur noch bestätigen zu lassen. Diese Forderung führte zu großem Streit insbesondere mit den Erzbischöfen Albrecht III. (1368 - 1372) und Peter (1372 - 1381). Die Folge dieses Streits war, dass für einige Zeit kein neuer Salzgraf eingesetzt worden war.

Erzbischof Günther hatte vor, diesem Streit ein Ende zu setzen und bestimmte im Jahre 1408 einen neuen Salzgrafen, Hans von Hedersleben. Dieser Salzgraf wurde von der Stadt auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Zur ausführlichen Geschichte verweise ich auf den Eintrag vom 02. Oktober 1414.

Nunmehr versetzt Erzbischof Günther eben dieses Privileg, um das die Stadt bisher so verzweifelt gekämpft hat, gegen Zahlung von 2.666 Mark und 11 Loth Silber für 9 Jahre an den Rat zu Halle. Die Stadt darf nun rechtmäßig einen Salzgrafen ernennen und das Münzrecht ausüben.
Im Dokument erwähnt Erzbischof Günther extra die Genehmigung für das Münzschlagen an die Stadt. Niemand soll die Stadt an ihrem erkauften Recht hindern.
Für den Fall des Rückkaufs dieses Privilegs legt Erzbischof Günther gleich den Preis fest: das Dom-Kapitel darf nach 9 Jahren für die Hälfte des Verkaufspreises, also 1.333 Mark und 6 1/2 Loth Silber, zurückkaufen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

27. October Ao. 1238

Des Teutschen Ordens-Hauses S. Cunigundis zu Halle Vergleich mit dem Closter zum Neuenwerck wegen der Closter-Mühle zu Gimritz, daß solche nebst dem Mühl-Damme, im Stande bleiben, hergegen dem Ordenshause samt dessen Höfen zu Judendorff und Rideburg in selbiger freygemahlen werden sollen.




Das Kloster zum Neuen Werk hatte schon im 12. Jh. in der Nähe des heutigen Gutes Gimritz eine Mühle erbauen lassen und dafür - wenn notwendig - die Saale stauen lassen.
Der Deutsche Ritterorden erwarb einen Platz neben der Hohen Brücke (Jungfernwiese, auf der heutigen Salinehalbinsel), auf dem der Orden im Jahre 1200 die Komturei St. Cunigund mit einer Kapelle und einem Hospital erbaute.

Die Komturei war schon von Natur aus hochwassergefährdet. Wenn jedoch an der Klostermühle der Fluss zusätzlich gestaut wurde, nahmen die Gebäude des Deutschen Ritterordens mit ziemlicher Sicherheit Schaden.

Deshalb hatte die Komturei Klage gegen die Klostermühle zu Gimritz geführt und auf deren Abschaffung gedrungen. Diesem Wunsch wurde nicht stattgegeben. Das Kloster zum Neuen Werk und der Deutsche Ritterorden verglichen sich jedoch dahingehend, dass als Schadensersatz für die Komturei samt ihren Besitzungen im Judendorf und in Reideburg unentgeltlich gemahlen werden sollte in der Klostermühle. Dafür durften Mühle und Mühldamm bestehen bleiben.

Samstag, 26. Oktober 2013

26. October Ao. 1514

Cardinals Alberti Bestätigung der Becker Brüderschaft bey dem Brüder-Closter zu Halle, samt Ablaß auf hundert Tage.




Die Serviten oder Marienknechte, auch Neue Brüder genannt, hatten ihr Kloster 1341 schlussendlich auf Hagedorns Hof in der Galgstraße errichtet und mehrten in den folgenden Jahrhunderten ihre Reichtümer. Zur Geschichte der Serviten in Halle seht Euch bitte den Eintrag vom 13. Oktober 1286 an.

Die Serviten nahmen auch Brüderschaften auf, die dann ihre Memorien (Totengedenken) in der Klosterkirche begehen durften. Hier sind insbesondere die Bornmeister, Salzwirker, Brauer und Bäcker zu nennen.

Im vorliegenden Dokument bestätigt Kardinal Albrecht die Aufnahme der Bäcker-Innung verbunden mit einem Ablass von 100 Tagen.

Freitag, 25. Oktober 2013

25. October Ao. 1184

Pabst Lucii III. Confirmation über Seeburg, Jüterbock und Sommerschenburg, so Ertzbischof Wichmann dem Ertzstifft Magdburg acquiriret und geschencket.




Heinrich der Löwe (um 1130 - 1195), Herzog von Sachsen und Bayern aus dem Geschlecht der Welfen, hatte sich ob seiner Machtfülle und seines Hochmutes etliche Feinde gemacht. Noch dazu versuchte er seine Macht durch Eroberungen in sächsischen Landen zu vermehren. Im Zuge dieser kriegerischen Auseinandersetzungen bildete sich gegen ihn eine fürstliche Opposition, an deren Spitze Erzbischof Wichmann von Magdeburg stand.
Der Konflikt zwischen Heinrich dem Löwen und der gegen ihn verschworenen Fürsten führte zum sächsischen Krieg in den Jahren 1166 bis 1170.
Einer der wenigen Verbündeten Heinrichs des Löwen war Graf Burchard zur Lippe, der die Festung Haldensleben besaß. Erzbischof Wichmann belagerte im Jahre 1168 eben diese Festung, musste aber unter großen Verlusten unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Erst das Einschreiten Kaiser Friedrich Barbarossas beendete den Krieg im Jahre 1170.

Nach dem Friedensschluss näherten sich Heinrich der Löwe und Erzbischof Wichmann einander an und wurden sogar Freunde.

Sieben Jahre später, 1177, überwarf sich Heinrich der Löwe mit seinem Vetter, Kaiser Friedrich Barbarossa. Barbarossa hatte Heinrich um Gefolgschaft im Kampf gegen die lombardischen Städte ersucht und Heinrich hatte abgelehnt. Dies galt als Ehrverletzung des Reiches und wurde schwer geahndet.
Heinrich der Löwe wurde 1180 in die Acht geschlagen und ging all seiner Lehen und Herzogtümer verlustig. Er musste ins Exil nach Südengland gehen.

Die anderen Fürsten versuchten nun, sich die ehemaligen Besitzungen Heinrichs unter den Nagel zu reißen. Erzbischof Wichmann war hier keine Ausnahme. Er belagerte erneut die Festung Haldensleben und errang sie endlich 1181 durch eine List: er hatte die Ohra anstauen lassen und dadurch die Übergabe des Ortes erzwungen. Haldensleben gehörte fortan zum Erzstift Magdeburg.

In den Wirren dieser Kämpfe war im Jahre 1178 Graf Albert von Sommerschenburg ohne männlichen Erben verstorben und Erzbischof Wichmann kaufte die Grafschaft und schlug sie dem Erzstift Magdeburg hinzu.
Ebenfalls brachte Erzbischof Wichmann Jüterbog an das Erzstift und schenkte diesem das Schloss Seeburg mit seinen Erbgütern.

Über diese Schenkungen ließ sich Wichmann eine Bestätigung von Papst Lucius III. ausstellen, um eventuellen Rückforderungen vorzubeugen.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Scrapbook - 24.10.2013

Zu meinem Chronikeintrag vom heutigen Tag über den Osnabrücker Friedensvertrag vom 24. Oktober 1648 ist noch ein weiterer Artikel zu erarbeiten mit den wichtigsten Regelungen des Westfälischen Friedens.

24. October Ao. 1648

Extract des Oßnabrückischen Friedens-Schlusses, das Ertz-Stifft Magdeburg und die dem Durchl. Chur-Hause Brandenburg zu leistende Satisfaction betreffend.




Nach 5 Jahren zäher Friedensverhandlungen fand endlich der Dreißigjährige Krieg, der Eurpoa seit 1618 in Atem hielt, sein Ende. In Münster wurde der Friedensvertrag zwischen Kaiser Ferdinand III. und Frankreich geschlossen. In Osnabrück waren die Friedensbedingungen zwischen Kaiser Ferdinand III. und dem Königreich Schweden verhandelt worden.

Unter anderem heißt es im Osnabrücker Friedensvertrag:

Artikel XI.
Brandenburg bekommt anstatt Vorpommern das Stift Halberstadt, die Grafschaft Hohenstein, das Stift Minden, Camin und die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg, ausgenommen die 4 Ämter Querfurt, Jüterbog, Dame und Burg, welche der Kurfürst von Sachsen anläßlich des Prager Friedens (1635) erhalten hat und auch behalten soll.

Artikel XIV.
Der gewesene Administrator des Erzstifts Magdeburg, Markgraf Christian Wilhelm zu Brandenburg bekommt anstatt der 12.000 Reichstaler, die er jährlich aus den Einnahmen des Erzstifts erhoben, das Kloster und Amt Zinna und Amt Loburg nebst 3.000 Reichstaler aus dem Erzstift Magdeburg. Nach seinem Tode sollen seine Erben diese Ämter noch 5 Jahre lang besitzen und dann an das Erzstift zurückgeben.

Der Extrakt beinhaltet in lateinischer Sprache die Passagen des Osnabrücker Friedensvertrages, die das Erzbistum Magdeburg betreffen, welches nun an das Haus Brandenburg gefallen war.

Dienstag, 22. Oktober 2013

22. October Ao. 1531

Des Abts und Convents des Closters Berge vor Magdeburg Donation eines silbernen Sarges voller Reliquien an den Cardinal Albrecht, und das Neue Stifft zu Halle.









Das Benediktiner-Kloster St. Johannes der Täufer auf dem Berge in der Nähe von Magdeburg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es wurde nachweislich bereits im Jahre 970 urkundlich erwähnt, jedoch schon eher gegründet.

In den Wirren der Reformation wurde dieses Kloster im Jahre 1524 zwischen Ostern und Pfingsten von aufständischen Magdeburgern geplündert und dabei ein silberner Sarg mit heiligen Gebeinen geraubt.
Kardinal Albrecht hatte als Erzbischof des Erzbistums Magdeburg dafür Sorge getragen, dass der Sarg zurück in geistlichen Besitz kommt und ihn für das Kloster aufbewahrt.

Aus Dankbarkeit dafür haben der Abt Heinrich, der Prior Arnold und das ganze Konvent den Sarg und dessen Inhalt an Kardinal Albrecht für sein Neues Stift in Halle geschenkt. Gleichzeitig wollte sich das Kloster dafür erkenntlich zeigen, dass Kardinal Albrecht das Kloster in seine althergebrachten Rechte wiedereinsetzte.

Montag, 21. Oktober 2013

21. October Ao. 1327

Vertrag zwischen dem Rath und der Stadt Halle mit Heinrich von Northausen und seinen Brüdern wegen des Krieges, so sie miteinander gehabt.




Heinrich von Nordhausen hatte an der Seite von Erzbischof Burchard III. (von 1307 bis 1325 im Amt) insbesondere die Städte des Erzbistums tyrannisiert und befehdet.
Erzbischof Otto war nun um eine Schlichtung der Angelegenheiten bemüht und bewegte daher die Stadt Halle zu einem Vergleich,

In dem Vergleich verpflichten sich Heinrich von Nordhausen, Heinrich von Freyberg und die Ratsmänner und Innungsmeister der Stadt Halle dazu, gegeneinander Frieden zu halten.
Sollte der Friede gebrochen werden, wird der Friedensbrecher auf 100 Jahre und einen Tag aus der Stadt verwiesen.

An dem Dokument waren 11 Siegel angebracht:
- das Stadtsiegel
- das Siegel der Schöppen im Thal (Gericht der Halloren)
- das Siegel der Schöppen des Berggerichts (Bürgergericht)
- die Siegel der Krämer-, Schuster-, Bäcker-, Fleischer-, Schneider- und Futterer-Innung
- das Siegel Heinrichs von Nordhausen
- das Siegel Heinrichs von Freyberg

Sonntag, 20. Oktober 2013

20. October Ao. 1184

Ertzbischoff Wichmanni zu Magdeburg Confirmation aller Güter des Closters S. Petri auf dem Lauterberge.




Das Kloster St. Petri gehörte zum Amt Petersberg und hat seit mindestens 1127 bestanden. In diesem Jahr ist es von Markgraf Konrad zu Meißen dem Papst unterworfen worden.

Die Güter bestehen größtenteils aus Ortschaften, die bis weit in kusächsisches Gebiet reichten. Daher war die Verwaltung des Amtes Petersberg auch relativ schwierig, wenn auch einträglich.
Erzbischof Wichmann bestätigt dem Kloster hier seine Besitzungen.

Samstag, 19. Oktober 2013

19. October Ao. 1693

Kaysers Leopoldi Privilegium der Universität Halle ertheilet.




Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der für Kaiser Leopold schon militärische Unterstützung in Ungarn, Italien, Brabant und am Rhein geleistet hatte, erbat ein kaiserliches Privilegium für die neu zu gründende Universität in Halle.

Kaiser Leopold, selbst ein Freund der Gelehrsamkeit und der Wissenschaften, gewährte das Privilegium und verband es mit zahlreichen Freiheiten.

Freitag, 18. Oktober 2013

18. October Ao. 1414

Erzbischof Günther setzt Hans Schaffstädt in das Amt des Salzgrafen ein.

Nach dem Streit zwischen der Stadt Halle und dem Erzbischof Günther, wer denn nun das Privileg hat, einen Salzgrafen zu ernennen, wird der Stadt endgültig gezeigt, dass der Erzbischof als Landesherr die höheren Rechte besitzt.

Im Verlauf dieses Streits musste Hans von Hedersleben, im Jahre 1408 von Erzbischof Günther in das Amt eingesetzt, sein Leben lassen. Siehe hierzu den Eintrag vom 02. Oktober 1414.

18. October Ao. 1452

Ertzbischoff Friderici zu Magdeburg Confirmation der Privilegien und Güter des Closters zum Neuen Werck.




Das Kloster zum Neuen Werk ist im Jahre 1116 von Erzbischof Adelgotus gegründet worden und hat im Laufe der Zeit viele Schenkungen erhalten, war somit sehr wohlhabend. Es wurde auf einem Felsen über der Saale zwischen der Stadt Halle und der Burg Giebichenstein erbaut, nachdem Erzbischof Adelgotus bei abendlichem Ritt die Erscheinung einer glühenden Egge an eben dieser Stelle hatte.
Das Kloster beherbergte Augustinermönche, wurde während der Reformation verlassen und seine Güter im Jahre 1531 dem Neuen Stift Kardinal Albrechts zugeschlagen.

Erzbischof Friedrich III. bestätigt hier dem Kloster zum Neuen Werk all seine Privilegien und Güter.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

17. October Ao. 1452

Verbündnüß Ertzbischof Friedrichs mit dem Rathe und der Stadt Halle wider Henning Strobarten und seine Söhne.




Henning Strobart, ein Söldner niederer Herkunft aus Niedersachsen, wurde von der Stadt Halle im Jahre 1426 in Dienst gestellt, um gegen Erzbischof Günther vorgehen zu können. Mit diesem hatten sich Streitigkeiten ergeben, weil er das Privileg der Stadt, einen Salzgrafen zu ernennen, missachtete und selbst einen einsetzte. Zu der Geschichte seht Euch bitte den Eintrag vom 02. Oktober 1414 an.

Henning Strobart arbeitete sich in den Diensten der Stadt nach oben, bis er den Rang eines Stadthauptmanns einnahm. In dieser Stellung brachte er es zu großem Ansehen und Reichtum und wusste die Bürgerschaft nach seinen Interessen zu bereden. Kurz: Man hatte nach Strobarts Pfeife zu tanzen.
Dies gefiel weder dem Erzbischof noch dem Rat der Stadt. Deshalb schloss man ein Bündnis gegen Henning Strobart und seine Nachkommen.

In diesem Bündnis wird beschlossen, dass sich Erzbischof und Stadt nicht gegeneinander aufhetzen lassen und auch keinen Krieg zulassen werden, den Henning Strobart oder seine Söhne mit anderen zu schüren versucht.
Des Weiteren verpflichtet man sich, Strobart und Söhne bei erster Gelegenheit gefangen zu setzen, wobei keiner im Bündnis ihm wieder heraushelfen soll.
Strobarts Güter im Erzstift und in Halle sollen bei erster Gelegenheit eingezogen werden und hälftig in den Besitz des Erzbischofs und der Stadt übergehen.

So wurden Strobart und seine Familie zu unerwünschten Personen erklärt und Henning Strobart selbst geriet tatsächlich in in Bitterfeld in Haft, wenn auch dann auf Betreiben des Kurfürsten von Sachsen. Dort starb er im Jahre 1456.

Seine Nachkommen jedoch konnten sich wieder einigen Ruf verschaffen und so findet sich zum Beispiel ein Thomas Strobart im Jahre 1540 als Pfänner in Halle.

17. October Ao. 1259

Ertzbischoff Rudolphi zu Magdeburg Verpfändung der Stadt Jeßen und Schlosses Zörbig unter gewissen Bedingungn an Graf Sigfriden von Anhalt.




Erzbischof Rudolph räumt Graf Sigfried I. zu Anhalt (aus der älteren Zerbster Linie) die Stadt Jessen samt Stadt und Schloss Zörbig auf 4 Jahre wiederkäuflich ein. Graf Sigfried bezahlt dafür 1027 Merk Silber, die Erzbischof Rudolph zum Kauf des Ortes Seehausen verwendet.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

16. October Ao. 1338

Des Probsts und Convents zu St. Moritz Vergleich mit dem Rathe zu Halle wegen Zinsen und eines Platzes bey der Capelle zum heiligen Grabe.




Der Probst des Moritzklosters in Halle gibt hier einige Vereinbarungen kund, die bestimmte Häuser der Stadt betreffen.

Das Haus Hans Gutjahrs wird mit einem Zins von einer halben Mark jährlich belegt. Dafür gehört das Haus ihm und seinen Erben.

Der Platz zwischen Hans Gutjahrs Haus, der Kapelle zum heiligen Grab und der Kapelle St. Johannes (der Platz wurde der Papen-Platz genannt) soll frei bleiben und nicht verbaut werden. Dazu verpflichtet sich das Moritzkloster und die Stadt wird gleichfalls verpflichtet.

Hermann Ameke soll ebenfalls eine halbe Mark jährlichen Zins für sein Haus bezahlen, damit in der Kapelle zum heiligen Grab Lichter gespendet werden können.

Das Haus Martin Smeds vor dem Galgtor soll Eigentum der Stadt bleiben.

Dienstag, 15. Oktober 2013

15. October Ao. 1324

Des Dom-Capituls zu Magdeburg Verbindung gegen die Fürsten und Herrn, auch Städte Magdeburg, Halle und Calbe, die wider Ertzbischoff Burcharden in Bündniß gestanden, daß selbiger sie binnen 4 Monathen von dem Interdict befreyen, oder das Dom-Capitul ihnen die Schlösser Plate und Plaue einräumen wolle.




Das Dom-Kapitel sichert den Städten Magdeburg, Halle und Calbe und deren Verbündeten die Aufhebung des Interdikts durch Erzbischof Burchard binnen 4 Monaten zu. Solte sich der Erzbischof nicht daran halten, erhalten die Städte und ihre Verbündeten die Schlösser Plate (Mecklenburg-Vorpommern) und Plauen (Sachsen).

Das Interdikt bedeutete die Untersagung jeglicher gottesdienstlicher Verrichtungen und gehört neben der Exkommunikation zu den schwersten Kirchenstrafen. Durch das Verbot der Gottesdienste wurden den Gläubigen die für das Seelenheil notwendigen Sakramente versagt. Dies galt nicht nur für Einzelpersonen, sondern für ganze Landstriche oder, wie in diesem Fall, für mehrere Städte.

15. October Ao. 1324

Ertzbischoff Burchards Verschreibung, daß die von Halle, Magdeburg und Calbe bey aller ihrer alter Gerechtigkeit und Gewohnheit, was sie mit Briefen oder Altseßen beweisen können, bleiben, auch nicht anders, als mit ihrem Willen beschatzet und bebethet werden sollen.




Erzbischof Burchard III., der die Städte Magdeburg, Halle und Calbe (und andere) bisher tyrannisiert hatte und sich an deren Vermögen schadlos hielt, geht hier einen Vergleich ein. Vergleicht hierzu den Eintrag vom 14. Oktober 1324.

In vorliegendem Dokument verspricht Burchard, den vom Papst erwirkten Bann und das Interdikt (Untersagung des Gottesdienstes) von den Städten und ihren Verbündeten zu nehmen und die Städte in ihre Gerechtsame wieder einzusetzen. Den Städten sollen keine Trutzburgen entgegen gebaut werden. Etwaige unrechtmäßige Gebäude sollen wieder entfernt werden.
Steuern und Zölle sowie geistliche Abgaben sollen nicht gegen den Willen der Städte auferlegt werden.

In einem zweiten Dokument willigt das Dom-Kapitel in den Vergleich ein.

Montag, 14. Oktober 2013

14. October Ao. 1324

Compromiss zwischen Ertzbischoff Burcharden zu Magdeburg eines, und Graf Bussen zu Mansfeld, dem Rath zu Magdeburg, Halle und Calbe andern Theils, auf 8 erwehlte Schieds-Leute, sie wegen ihrer Streitigkeiten aus einander zu setzen.




Erzbischof Burchard III. aus dem Geschlecht derer von Mansfeld, von 1307 bis 1325 im Amt, muss seinem Naturell nach eher Raubritter denn Geistlicher gewesen sein. Seine Herrschaft war von windigen Geschäften, Vertragsbruch und Erpressungen geprägt. Insbesondere die Städte des Erzbistums hatten so zu leiden, dass es z.B. zu Beginn des Jahres 1315 in Magdeburg zur Gefangennahme des Erzbischofs kam.
Das wüste Treiben des Erzbischofs führte zum Ewigen Bündnis zwischen den Städten Magdeburg und Halle am 05. Februar 1324. In dem Vertrag schworen sich die Städte Beistand gegen den Erzbischof.
Letztlich wurde Erzbischof Burchard am 29. August 1325 von einigen verschworenen Städten gefangen gesetzt und am 21. September selbigen Jahres während seiner Haft erschlagen.

Graf Burchard IV. von Mansfeld, Busso genannt, hatte sich davon überzeugt, dass Erzbischof Burchard mit den Bürgern der Städte seines Erzbistums tyrannisch verfuhr und wandte sich von diesem ab.

In den Streitfällen zwischen dem Erzbischof und den Städten Magdeburg, Halle und Calbe entschied Graf Busso von Mansfeld nun, dass sich 8 namentlich bestimmte Schiedsleute mit den Sachverhalten zu befassen hatten und eine einvernehmliche Lösung finden sollten.

Sonntag, 13. Oktober 2013

13. October Ao. 1286

Ertzbischoff Erici zu Magdeburg Ablaß-Brieff der Kirche S. Nicolai zu Amendorff ertheilet.




Das Dorf und Rittergut Ammendorf (heute Stadtteil von Halle) war damals an der Merseburger Landstraße gelegen und eine Stunde Wegs von Halle entfernt.
Das Schloss war Stammhaus derer von Ammendorf. Heinrich von Ammendorf hat im Jahre 1264 bei der Dorfkirche St. Nicolai ein kleines Augustiner-Kloster gestiftet, dessen Mönche 1274 mit den Clausnern aus Giebichenstein und 1306 mit den Serviten zusammengegangen sind und das Serviten-Kloster beim Rabenstein vor dem Oberen Galgtor gegründet haben. Als Serviten oder Marienknechte zogen sie dann 1341 auf Hagedorns Hof in der Galgstraße und begannen dort mit dem Klosterbau, der sich über 130 Jahre hinzog.

Samstag, 12. Oktober 2013

12. October Ao. 1470

Kayser Friedrichs Commission, Hertzog Otten von Braunschweig ertheilet, daß er die Hertzoge von Sachsen und die Stadt Halle wegen des Neu Jahr Marckts betagen, verhören und entscheiden solle.




Seit uralten Zeiten hatte die Stadt Halle im Jahr zwei Märkte abgehalten, um Salz zu verkaufen und andere Waren dafür einzutauschen. Der eine Jahrmarkt begann am Neujahrstag und der andere am Tage Mariä Geburt (8. September). Beide Jahrmärkte wurden jeweils 8 Tage gehalten.

Nachdem Halle jedoch im Jahre 1412 den vom Erzbischof eingesetzten Salzgrafen Hedersleben der Falschmünzerei angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt hatte (siehe Eintrag vom 02. Oktober), folgten Kriege und Unruhen gegen die Stadt. Deshalb wandten sich viele reiche Kaufleute von Halle ab und verkauften ihre Waren lieber in Leipzig. So entstand auch in Leipzig eine Markttradition.
Diese konkurrierenden Märkte führten zu großen Streitigkeiten.

Die Stadt Halle ließ sich 1464 von Kaiser Friedrich III. das Privileg des Neujahrsmarktes bestätigen. Leipzig erwirkte im Jahre 1466 ein gleiches Privileg und klagte wenig später gegen den Neujahrsmarkt zu Halle.
Nachdem Kaiser Friedrich III. am 25. Mai 1469 ein zweites Privileg für den Neujahrsmarkt in Halle ausgestellt hatte und im August 1469 Leipzig aufgefordert wurde, seinen Neujahrsmarkt einzustellen, wurde Kurfürst Friedrich zu Brandenburg im Juni 1470 mit der Untersuchung des Falles beauftragt. Dieser jedoch kümmerte sich nicht um die Angelegenheit. Ob er wirklich aufgrund einer Krankheit verhindert war oder sich einfach nicht einmischen wollte, bleibt im Dunkeln.
Deshalb beauftragt Kaiser Friedrich III. nun Herzog Otto von Braunschweig mit Prüfung und Vergleich.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Scrapbook - 10.10.2013

Und ich habe auch noch etwas dazugelernt, als mir das Dokument über die Schenkung Hans von Waltheims an das Hospital St. Cyriaci in die Hände fiel.

Das Klaustor muss schon 1467 Klaustor geheißen haben.
Laut Johann Christoph von Dreyhaupt erhielt das Tor seinen Namen deshalb, weil die Kapelle St. Nicolai zwischen Großer und Kleiner Klausstraße im Jahre 1569 abgebrochen und ihre Steine zum Bau des Klaustores im Jahre 1575 verwendet worden sind.

Mir war klar, dass vor diesem 1575 erbauten Tor schon ein anderes existiert haben muss. Denn die heutige Mansfelder Straße ist ja schon aus den Tagen Karls des Großen als Heer- und Handelsstraße bekannt und dürfte demzufolge spätestens seit der Existenz der hallischen Stadtmauer (Bau etwa 1120 - 1180) ein Tor als Zugang zur Stadt gehabt haben.

Wenn das Tor aber schon vor 1575 Klaustor hieß, muss der Name auf die Bezeichnung des Stadtviertels Nicolai-Viertel bzw. auf den Namen der dazugehörigen Vorstadt (Klausvorstadt) zurückzuführen sein. Das muss ich bei der 2. Auflage meines Buches "Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)" berücksichtigen.

Scrapbook - 10.10.2013

Anfrage einer Freundin:

Was war ein Rheinischer Gulden wert?


Meine Antwort: 

In etwa kann man sagen, dass ein Gulden um 1467 mit einem Wert von 20 Groschen gehandelt wurde, was wohl etwa 2 Mark entspräche (oder eben heute 1 Euro).
20 Groschen entsprachen 240 Pfennigen; und für einen Pfennig konnte man in Halle ein Brot kaufen. So steht es jedenfalls in dem Dokument.
Also bekam man für einen Rheinischen Gulden 240 Brote. Gewaltig, oder? - Da kann man sich leicht ausrechnen, wie viele der einfachen Bürger je in ihrem Leben einen echten Gulden gesehen haben.
Der Feingehalt des Rheinischen Gulden betrug um 1467 noch 19 Karat Gold. Was man dafür heute bekäme, überlasse ich den Spezialisten. 


Vor 1425 hatte der Rheinische Gulden einen Feingehalt von 23 Karat Gold

10. October Ao. 1467

Hans von Waltheims Schenckung 8 Rheinischer Gülden wiederkäuflicher Zinsen an die Armen im Hospital zu Halle, zu Labnüß.




Hans von Waltheim, Bürger der Stadt Halle, hat der Stadt Halle 200 Rheinische Gulden zur Verwahrung gegeben und zu Ehren seines verstorbenen Bruders Ludwig von Waltheim bestimmt, dass 8 Rheinische Gulden jedes Jahr an die Armen und Kranken des Hospitals St. Cyriaci beim Klaustor zu Almosen gegeben werden.

Von diesem Geld sollen auch Pilger gespeist werden, die abends im Hospital um Herberge ersuchen. Sie sollen ein Brot, einen Käse und ein Nössel (etwa 1/2 Liter) Hallisch Bier bekommen.

Hans von Waltheim hat in dem Dokument exakte Angaben machen lassen, wem welche Speisen gereicht werden sollen, je nachdem, ob jemand krank im Hospital liegt oder als Pilger Obdach sucht, ob die Bedürftigen während der Fastenzeit und an welchem Fastentag erscheinen.
Auch andere Anweisungen zur Pflege der Kranken wurden erteilt.

Übrigens hatten sich die Ratsmänner der Stadt Halle in diesem Dokument für sich und alle ihre Nachkommen verpflichtet, diesen Anweisungen auch im Falle eines Wiederkaufs nachzukommen und dafür Sorge zu tragen, dass den Pilgern und Kranken die Almosen jährlich zukommen. - Gilt das also noch immer?

Freitag, 4. Oktober 2013

04. October Ao. 1471

Ertzbischoff Johannis zu Magdeburg Confirmation der von Catharinen Wedderstädts beschehenen Schenckung ihres Hauses zur Wohnung vor den Altaristen des Heil. Creutzes-Altars in S. Ulrichs-Kirche.




Die Ulrichs-Kirche, bereits seit 1213 als Pfarrkirche bekannt, stand zwischen Großer und Kleiner Ulrichstraße dicht an der damaligen Stadtmauer.
Im Jahre 1531 verlegte Kardinal Albrecht die Pfarre aus St. Ulrich in die Klosterkirche des Serviten-Klosters in der Galgstraße und der Pfarrer von St. Ulrich zog am 20. November 1531 in feierlicher Prozession in seine neue Pfarrkirche. Daraufhin wurde die alte Ulrichs-Kirche abgebrochen und ihre Steine und das Holzwerk zum Bau des Neuen Gebäudes (heute Neue Residenz) verwendet.

Caspar Wedderstädt hatte in seinem Testament verfügt, dass der Kirche St. Ulrich ein Altar gestiftet werden möge. Seine Witwe realisierte das Vorhaben im Jahre 1464.
Dieser Stiftung fügt die Witwe Wedderstädt nun die Schenkung ihres Hauses als Wohnraum für den Altaristen hinzu.
Ein Altarist hatte den Altar zu pflegen und z.B. die heilige Messe zum Seelenheil des Stifters zu feiern. Er wurde aus den Erlösen der jeweiligen Altarstiftung bezahlt.

04. October Ao. 1468

Nicolaus Pflugk auf Knauthayn verkaufft die Juden-Schule dem Rath zu Halle.




Kaiser Friedrich hatte Nicolaus Pflug von Knauthayn die Juden-Schulen zu Erfurt und Halle geschenkt.
Dies hatte großen Streit hervorgerufen, weil der Rat der Stadt Halle die Synagoge nicht hergeben wollte und auch Erzbischof Johannes einen Eingriff in seine Gerechtsame nicht dulden wollte.
Letztlich entschloss sich Nicolaus Pflug von Knauthayn, die Judenschule in Halle an den Rat der Stadt zu verkaufen und versichert in diesem Dokument, dass er sich um die kaiserliche Bestätigung des Verkaufs kümmern will.

Informationen zur Situation der Juden in der damaligen Zeit findet Ihr in meinem Chronik-Eintrag vom 23. September 1467.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

02. October Ao. 1414

Guntheri Ertzbischoffs zu Magdeburg Vertrag mit der Stadt Halle, wegen der Geschichte mit dem Saltzgräfen Hansen von Hedersleben.




Zwischen der Stadt Halle und den Erzbischöfen (namentlich Peter und Albrecht) hatte es Streit gegeben, wer den Salzgrafen einsetzen darf. Der Salzgraf hatte das oberste Amt der Salzwirker inne und wachte über die Talgerichte. Außerdem oblag ihm das Amt eines Münzmeisters und Zolleinnehmers.

Ursprünglich vererbte sich das Amt vom Vater auf den Sohn. Etwa um die Mitte des 14. Jh. bürgerte sich ein, dass der Salzgraf von der Stadt ernannt und vom jeweiligen Erzbischof bestätigt wurde. Doch die Erzbischöfe wollten lieber eigene Personalien ernennen. Daher der Streit.

Erzbischof Günther, Graf Günthers XXIX. zu Schwartzburgs zweiter Sohn, wollte diesen Streit zugunsten der Erzbischöfe beenden und ernannte am 01. November Ao. 1408 den hallischen Adligen Hans von Hedersleben zum Salzgrafen.
Vorher hatte es aufgrund des Streits geraume Zeit keinen Salzgrafen gegeben und der Rat der Stadt Halle zeigte sich erbost über die Ernennung. Der Rat führte das Argument ins Feld, dass es der Stadt zustünde, eine Person zu benennen und der Erzbischof nur diese mit dem Amt beleihen durfte.

Hans von Hedersleben übernahm ungeachtet der Situation sein Amt und begann, neue Pfennige zu schlagen.
Die Stadt warf ihm nun Falschmünzerei vor, obwohl die spätere Probe ergab, dass die Münzen sogar gehaltvoller waren als vorgeschrieben. 

Am 12. September Ao. 1412, zur Zeit des Jahrmarktes, nahm die Stadt Hans von Hedersleben gefangen und klagten ihn einen Tag später der Falschmünzerei an. Hans von Hedersleben wurde vom Schultheiß der Stadt zum Tod durch das Feuer verurteilt. All sein Flehen half nicht.
Die öffentlichen Hinrichtungsstätten der Stadt lagen außerhalb der Stadtmauer und Scheiterhaufen wurden gewöhnlich vor dem Oberen Steintor errichtet. Außerhalb der Stadt hatte jedoch der Amthauptmann von Giebichenstein das Sagen und hätte die Vollstreckung des unrechten Urteils verhindern können.
So griff man zu einer List und verbrannte Hans von Hedersleben auf einem kleinen Platz hinter dem Alten Markt, wohin sonst der Unrat aus den Salzkoten geschüttet wurde.

Erzbischof Günther war darüber so erzürnt, dass er die Stadt in Reichsacht, Interdikt und Bann schlagen ließ und mit Krieg überzog.
Da sich auch andere Nachbarn gegen die Stadt wandten, sah sich der Rat der Stadt Halle gezwungen, auf einen Vergleich einzugehen und sich auf Befehl Kaiser Wenzels gegen Zahlung des Schadens in Höhe von 30.000 Gulden und eines Strafgeldes in Höhe von 13.000 Gulden mit Erzbischof Günther auszusöhnen.

Erzbischof Günther bestätigt mit dem oben genannten Dokument, dass die Fehde beigelegt sei und er nichts mehr gegen die Stadt unternehmen werde.

16 Tage nach diesem Brief, am 18. Oktober Ao. 1414 setzte Erzbischof Günther einen neuen Salzgrafen, Hans Schaffstädt, ein.

02. October Ao. 1138

Pabst Innocentii II. Gräntz-Scheidung des Ertzstiffts Magdeburg und Stiffts Meissen.




Zwischen dem Erzstift Magdeburg und dem Stift Meißen herrschte ständiger Streit, wie weit sich eines jeden Diözese erstreckte.
Da sah sich Papst Innozenz II. genötigt, diesen Streit zu schlichten, indem er die Grenzen selbst festlegte.

Dienstag, 1. Oktober 2013

01. October Ao. 1570

Ertzbischoffs Joachim Friedrichs zu Magdeburg Conceßion des S. Georgen Closters zu Glauche an den Rath zu Halle, zu Anlegung des Hospitals.




Wir befinden uns immer noch in der Zeit der Reformation. Die Zisterzienser-Nonnen hatten ihr Kloster St. Georgen zu Glaucha verlassen und Administrator Joachim Friedrich (die Erzbischöfe wurden während der Reformation auch Administratoren genannt) verlegt das Hospital St. Cyriaci in die Klostergebäude St. Georg.

Kardinal Albrecht hatte das Hospital vom Gelände der heutigen Neuen Residenz ins Moritzkloster verlegt, um sein Neues Gebäude (seinen Stadtpalast) bauen zu können. Nun wird dieses Hospital ins Kloster St. Georg verlegt.

Die armen Leute aus dem bisherigen Johannis-Hospital des Moritzklosters wurden am 27. September 1576 in das Hospital St. Cyriaci in St. Georgen eingewiesen.

Im Dokument finden sich weitere Anweisungen:

Die Äcker des Klosters sollten die Stadtschule im ehemaligen Barfüßer-Kloster (heute Universitätsring) unterstützen und die 500 Reichsthaler erwirtschaften, die zur Unterhaltung der Schule jährlich benötigt wurden.

Weiterhin wurden die Erbzinsen des Klosters zur Stiftschreiberei, die Thalgüter zur Fürstlichen Kämmerei und die Einkünfte aus den Weinbergen, Holzungen und Wiesen zum Amt Giebichenstein geschlagen.

01. October Ao. 1424

Caspars von Isenburg Verschreibung, der Stadt Halle ein Jahr lang zu dienen.




Zu Erzbischof Günthers Zeiten (1403 - 1445) stand die Stadt Halle oft mit ihrem Landesherrn in Fehde.
Insbesondere die Hinrichtung des vom Erzbischof eingesetzten Salzgrafen Hans von Hedersleben im Jahre 1412 diente Erzbischof Günther dazu, die Stadt in Reichsacht und Bann schlagen zu lassen.

Die Stadt brauchte also Bundesgenossen und nahm daher die Verpflichtungen einiger Adliger an, der Stadt im Bedarfsfall Truppen zu senden oder gegen Feinde beizustehen.

Hier nun verpflichtet sich der Ritter Caspar von Isenburg zu einem Jahr Dienst für die Stadt Halle, wenn er eine schriftliche Aufforderung erhält.
Dieser Caspar von Isenburg wird in dem Buch "Allgemeine preußische Staatsgeschichte" von Carl Friedrich Pauli, 1764 in Halle veröffentlicht, als Söldner vorgestellt.
Ob er auch Truppen mirbringen wollte oder allein Kriegsdienst zu versehen gedachte, geht aus dem Dokument leider nicht hervor. Da die Verpflichtungserklärung allerdings von ihm gesiegelt wurde, gehe ich davon aus, dass er möglicherweise einige Männer befehligte.

01. October Ao. 1236

Ertzbischoff Wilbrands zu Magdeburg Confirmation des Kauffs einer Mühle, Hofes, Obstgartens und Weydichts zu Glauche, so das Closter zum Neuenwerck von Eckards von Hausen Erben erkaufft.




Unter den zahlreichen Mühlen in und um Halle gehörte auch eine Wassermühle, die dicht bei dem Zisterzienser-Nonnen-Kloster St. Georg (gegründet 1231) am Ufer des Saalearms Körbersaale (später Gerbersaale) stand.
Diese Mühle hat ursprünglich den Herren von Hausen gehört und wurde nun im Jahre 1236 an das Kloster zum Neuen Werk verkauft.

Im Jahre 1258 gab es Streit mit der Stadt Halle wegen des Dammes bei der Mühle. Die Stadt hat sich deswegen verpflichtet, den Damm in gutem Zustand zu halten oder dem Kloster den entstandenen Schaden zu ersetzen.

Letztlich ist die Mühle bei St. Georg jedoch abgebrochen worden, als um 1280 die Neumühle am Mühlgraben entstand, die wiederum dem Kloster zum Neuen Werk gehörte und erst 1529 in den Besitz der Stadt Halle überging.
In diesem Jahr zog Kardinal Albrecht das Kloster zum Neuen Werk ein und integrierte dessen Besitzungen in sein Neues Stift.

Montag, 30. September 2013

30. September Ao. 1455

Ertzbischoff Friedrichs zu Magdeburg Wapenbrieff vor Sebastian Hugen, Schultheissen zu Magdeburg ertheilet.




Erzbischof Friedrich erteilt Sebastian Hugen die Erlaubnis, ein Wappen führen zu dürfen.
Sebastian Hugen bekleidete das Amt des Schultheißen in Magdeburg und hatte sich durch treue Dienste und redlichen Lebenswandel verdient gemacht.

Das Wappen soll folgendermaßen aussehen:
Es soll ein Schild in weißer Farbe sein, in dem Schild zwei rote Einhornköpfe und unter den Einhornköpfen eine blaue Lilie. Auf dem Schild soll ein Helm stehen und auf dem Helm ein roter Einhornkopf.

* Johann Christoph von Dreyhaupt führt dieses Dokument als Beweis dafür an, dass entgegen der zu seiner Zeit (um 1740) herrschenden Meinung im Heiligen Römischen Reich nicht nur Kaiser und Römischer König das Recht hatten, Wappen zu erteilen.

Sonntag, 29. September 2013

29. September Ao. 1525

Des Closters zum Neuenwergk Abtretung der drey Pfarren und geistlichen Jurisdiction zu Halle, samt der Kohlwiese unter der S. Moritzburg gelegen, an den Ertzbischoff Cardinal Albertum.




Aufgrund der Wirren in der Zeit der Reformation und der Schwierigkeiten, die sich daraus für die geistliche Gerichtsbarkeit ergaben (weil z.B. auch Mönche sich nicht mehr an ihr Gelübde gebunden fühlten), übergibt das Kloster zum Neuen Werk die Gerichtsbarkeit und Verwaltung des Kirchensprengels an Kardinal Albrecht. Außerdem gibt das Kloster die Aufsicht über die 3 Pfarren in Halle an Kardinal Albrecht ab und verpflichtet sich, den Lehnszins in Höhe von 100 Gulden, der bisher an die Vicarien zu Magdeburg zu zahlen war, nunmehr an die Pfarren zu zahlen.
Damit das Kloster von weiteren Verpflichtungen freigestellt wird, tritt es dem Erzbischof Kardinal Albrecht zudem die Kohlwiese bei der Moritzburg ab.

Fünf Jahre später (1530) zieht Kardinal Albrecht das Kloster zum Neuen Werk ein und fügt es mit all seinen Besitzungen seinem Neuen Stift hinzu.

29. September Ao. 1304

Des Closters zum Neuen Werck Bekäntniß, daß Johann von Northausen einen Altar samt einer täglichen Früh-Messe in der Kirche S. Gertrudis zu Halle gestifftet, und darzu den Zins von einer Reihe Häuser auf dem Redden-Berge übereignet.




Die Rede ist hier von der ehemaligen Kirche St. Gertrude auf dem Marktplatz, die wohl schon 1295 erwähnt wird, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebaut war. Zur Kirche St. Gertrude gehörten die blauen Türme, die bei Niederlegung und Umbau der Kirchen St. Gertrude und St. Maria im Jahre 1529 - ebenso wie die Hausmannstürme der Kirche St. Maria - stehen blieben und nun Teil der Marktkirche Unser Lieben Frauen sind.

Im Jahre 1303 hat Johann von Northausen, ein Pfänner zu Halle, der Kirche St. Gertruden einen Altar gestiftet, der dem Heiligen Andreas gewidmet war und an der Ostseite der Gertrudenkirche stand. Zu dem Altar gab der Pfänner das Geld für eine tägliche Frühmesse und außerdem den Jahreszins aus einigen Häusern auf dem Reddenberg.
Erzbischof Burchard und die Bischöfe Albert I. zu Halberstadt, Heinrich III. zu Merseburg, Friedrich zu Brandenburg und Arnold zu Havelberg erteilten reichlichen Ablass zu diesem Altar.

Das Kloster zum Neuen Werk bestätigt in diesem Dokument die Stiftung des Johann von Northausen.

Samstag, 28. September 2013

Scrapbook - 28.09.2013

Anfrage eines Besuchers meiner Stadtführung "Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)":

Im Dom sind an den Konsolsteinen Bildnisse angebracht. Hat es irgendeine Bedeutung, dass verschiedene Figuren auf den Bildnissen mal offene und mal geschlossene Münder haben?


Meine Antwort: 

Ich war heute im Dom und habe mir die Bildnisse angesehen. Dabei habe ich auch die Konsolsteine an den Gewölbestützen mit der Darstellung der Drachen gesehen, die auf einer Seite einen offenen und auf der gegenüberliegenden Seite einen geschlossenen Mund zeigen.
Diese Darstellungen datieren vermutlich aus dem 14. Jahrhundert und sind demzufolge noch Teil der Klosterkirche der Dominikaner. Kardinal Albrecht hatte also damit nichts zu tun. Eine spezielle Bedeutung der Bildnisse ist leider nicht überliefert. Aber es war dazumal üblich, alle möglichen Dämonen und Fabelwesen, die mit dem Aberglauben der Bevölkerung verbunden waren, an solche erhöhten Plätze in den Kirchen geradezu zu verbannen, um den Leuten klarzumachen, dass eben diese Dämonen ihnen nichts mehr anhaben können und obendrein nun die Last der Gewölbe zu tragen haben. Es wurde so der Sieg des Christentums über den Aberglauben zur Schau gestellt. Das mutet aus heutiger Sicht sehr widersrpüchlich an, da wir das Christentum (zumindest im Mittelalter) mit seinen Hexenverfolgungen und Exorzismen durchaus als abergläubisch wahrnehmen. Aber die Kirchenväter selbst sahen sich eher als Retter der Menschen vor den Dämonen an.

Diese Information hat aber noch eine andere Erkenntnis zur Folge: Die Klosterkirche der Dominikaner wies schon die heutigen Dimensionen auf. Ich hatte nicht vermutet, dass die Klosterkirche eines Bettlerordens so groß gewesen ist. Nun habe ich mir erklären lassen, dass die Klosterkirchen wohl immer recht groß gebaut worden sind, jedoch bei Bettlerorden keine Seitenschiffe und keine Türme hatten. - Gut zu wissen. 

Donnerstag, 26. September 2013

26. September Ao. 1184

Ertzbischoff Wichmann zu Magdeburg übereignet dem neugestiffteten Closter zu S. Moritz zu Halle, die Kirche zu Radewell, samt den Capellen zu Dellnitz, Besen und Wörmlitz, desgleichen die Pfarre zu Nienberg und das Dorff Schlagkwitz.




Das vermutlich um 1184 erbaute und in eben diesem Jahr geweihte Kloster St. Moritz erhält von Erzbischof Wichmann einige Schenkungen zu seinem Unterhalt.
Das Kloster wurde von Augustiner-Mönchen bewohnt, die sich teilweise aus dem Kloster zum Neuen Werck rekrutierten.

Lest hierzu auch die Legende über die Entstehung des Klosters St. Moritz auf meiner Webseite "Halle - eine Chronik".

Dienstag, 24. September 2013

24. September Ao. 1482

Willkühr der Stadt Halle, von Ertzbischoff Ernesto confirmirt und promulgirt.




Die Stadt Halle begehrte seit jeher gegen die Herrschaft der Erzbischöfe zu Magdeburg auf und strebte danach, eine Freie Reichsstadt zu werden. Dies führte immer wieder zu Streitigkeiten und Kämpfen.

Erzbischof Ernst, im Jahre 1476 im Alter von 15 Jahren zum Erzbischof von Magdeburg erwählt, wollte den Freiheitsbemühungen der Stadt ein für allemal ein Ende setzen. Deshalb erließ er am 18. März 1479 eine neue Regimentsordnung (Verfassung) für die Stadt, nach der sich jeder Bürger zu richten hatte.

Daraufhin erarbeitete der Rat der Stadt eine neue eigene Willkür, die Erzbischof Ernst am 24. September 1482 bestätigte und durch Verkündung in Kraft treten ließ.

Diese Willkür galt bis zum 01. Dezember 1687, als Halle als Teil des Herzogtums Magdeburg eine neue Regimentsordnung erhielt.

Montag, 23. September 2013

23. September Ao. 1531

Des Dom-Capituls zu Magdeburg Consens, daß das Einkommen des Closters zum Neuen Werck den Neuen Stifft zu Halle incorporirt werde.




Das Kloster zum Neuen Werck wurde von Erzbischof Adelgotus im Jahre 1116 gestiftet und mit Mönchen des Augustiner-Ordens besetzt. Im Laufe der Jahrhunderte gewann das Kloster großen Einfluss um Halle und gelangte durch Schenkungen und Käufe zu großem Reichtum. Seine Einkünfte sollen denen einer guten Grafschaft des Heiligen Römischen Reiches entsprochen haben.

Als Kardinal Albrecht beschlossen hatte, in der Stadt Halle ein Chorherren-Stift zu gründen, bat er sich vom Papst die Genehmigung aus, Klöster und Kirchen einzuziehen. Er erhielt die Erlaubnis und die Freiheit, sein Stift in einem der eingezogenen Klöster aufzurichten. Das Neue Stift ließ Kardinal Albrecht auf dem Grund des ehemaligen Dominikaner-Klosters bei der Neumühle errichten, zog aber dennoch Kloster Neuwerk mit all seinem beweglichen und unbeweglichen Vermögen ein und mehrte so den Reichtum seines Stifts.

Hier nun bestätigt das Domkapitel zu Magdeburg diesen Vorgang und spricht der Entscheidung Rechtskraft zu. Etwaige Rückforderungen (der Augustiner) wurden ausgeschlossen.

23. September Ao. 1467

Churfürst Ernsts und Hertzog Albrechts zu Sachsen Vorschrifft Nicolaus Pflugen an den Rath zu Halle wegen der Juden-Schule ertheilet.




Schon seit langer Zeit, verbrieft jedoch seit 965, lebten in Halle Juden im sogenannten Judendorf. Dieses Dorf lag zwischen dem Ulrichstor bis zum Mühlgraben hinunter und im Norden bis zur Fleischergasse (heute Fleischerstraße) der Vorstadt Neumarkt teils innerhalb und teils außerhalb der (noch einfach aufgeführten) Stadtmauer.
Die Synagoge bzw. Juden-Schule (jüdische Gotteshäuser sind noch heute oft auch Lehrhäuser) stand auf dem Platz neben der alten Ulrichskirche, auf dem später die Reitbahn errichtet wurde.

In Abhängigkeit von den Erzbischöfen, von denen sie mitunter Schutzbriefe erhielten, gehörten die Juden nicht wirklich zu den Bürgern der Stadt Halle. Im Zweifelsfall wurde die Zuständigkeit für die Juden vom Rat der Stadt an das Erzbistum und zurück geschoben. So wurden im Laufe der Jahrhunderte die Juden sowohl von den Erzbischöfen geschröpft als auch von den Bürgern der Stadt verfolgt und umgebracht oder vertrieben, wenn die Schuld an einem Unglück ihnen angelastet wurde. Als 1382 die Pest in Deutschland wütete, beschuldigte man die Juden, Brunnen vergiftet zu haben und lynchte diejenigen, die sich nicht retten konnten. Auch in Halle.

Der Kardinal Nikolaus von Kues, zum päpstlichen Legaten in Deutschland ernannt, forderte im Jahre 1452 in Deutschland die sichtbare Kennzeichnung von Juden, damit sie von den Christen zu unterscheiden wären. Infolge dessen zogen auch die hallischen Juden aus der Stadt weg.

Nicolaus Pflug von Knauthayn, Amtmann zu Leipzig, Borna und Pegau, erbat sich von Kaiser Friedrich III. die verlassenen Juden-Schulen zu Erfurt und Halle, die dieser ihm auch schenkte.
Im genannten Dokument fordern Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen (die gemeinsam die Grafschaften Thüringen und Meißen regierten) den Rat der Stadt Halle auf, Nicolaus Pflug von Knauthayn die Inbesitznahme seiner Schenkung zu ermöglichen und damit dem kaiserlichen Willen zu gehorchen.

Der Rat der Stadt wollte dieser Aufforderung nicht folgen und wandte sich an Erzbischof Johannis.
Nach einigem Hin und Her verkaufte Nicolaus Pflug von Knauthayn im Jahre 1468 die Juden-Schule an die Stadt Halle. Siehe dazu den Eintrag vom 04. Oktober 1468.

Sonntag, 22. September 2013

Scrapbook - 22.09.2013

Zum heutigen Chronikeintrag möchte ich folgende Informationen hinzufügen:


Gottfried von Jena wurde am 20. November 1624 in Zerbst geboren. Er gehörte dem anhaltinischen Zweig derer von Jena an und war ab 1680 Kanzler des Herzogtums Magdeburg, welches durch den Westfälischen Friedensschluss nach dem Dreißigjährigen Krieg an das Herzogtum Brandenburg gefallen war und nunmehr seinen Status als Erzbistum eingebüßt hatte. Außerdem hatte Gottfried von Jena den Titel eines Königlich Preußischen Geheimrats inne. Er verstarb am 08. Januar 1703 in Halle.

Sein Grabmal befindet sich an der Südseite des Doms zu Halle.




22. September Ao. 1707

König Friederichs I. in Preussen Verleihung eines Schutz- und Gnaden-Zeichens, an das Adeliche Fräulein Stifft zu Halle.




Der kinderlose Königlich Preußische Geheimrat und Kanzler der Magdeburgischen Regierung zu Halle, Herr Gottfried von Jena, hat kurz vor seinem Ableben am 01. November 1702 ein weltliches Stift evangelisch-reformierter Religion für eine Äbtissin und 9 Fräulein gestiftet.
Dazu überließ er den Stiftsdamen sein Wohnhaus hinter dem Rathaus (Etwa auf Höhe des heutigen Hotels "Am Ratshof". Vielleicht ist es ja sogar dasselbe Gebäude.) und einige andere Kapitalien zu ihrem Unterhalt.

König Friedrich I. in Preußen verleiht den 10 Damen ein Gnadenzeichen in Form eines ovalen Anhängers am Band. Der Anhänger bestand aus Gold und hatte auf der einen Seite ein emailliertes Kreuz auf lila bzw. malvenfarbenem Grund (siehe Abb.) und auf der anderen Seite die Inschrift:

"Seiner Königl. Majestät in Preussen Schutz- und Gnaden Zeichen für das von Dero Cantzler Gottfried von Jena angelegte Evangel. Reformirte Adeliche Fräulein-Stifft in Halle 1707."

An dem Anhänger hängt der Name Fridericus Rex mit den Buchstaben FR, darüber eine königliche Krone.
Der Anhänger wird an einem malvenfarbenen Bande getragen.







Die Stiftsfräulein waren angewiesen, das Gnadenzeichen an religiösen Feiertagen und öffentlichen Festen zu tragen.

Friedrich I. verbindet mit der Verleihung des Gnadenzeichens die Mahnung, sich an die Regeln des Jenaischen Fräuleinstifts zu halten. Der Anhänger wird von einem ausscheidenden Mitglied an die jeweilige Nachfolgerin übergeben.

Sonntag, 15. September 2013

Scrapbook - 15.09.2013

Anfrage eines Lesers:

Im Westflügel der Moritzburg sind zwei Portale aus anderen Gebäuden integriert worden. Das eine, rechts, ist das Portal der ehemaligen Ratswaage. Doch das linke Portal lässt sich nicht so einfach bestimmen. Aus welchem Gebäude stammt es?



Meine Antwort:

Links neben dem Portal der Ratswaage steht das Nordportal der Moritzkirche. Die Moritzkirche, die in ihrer heutigen Gestalt ja im Jahre 1388 begonnen wurde und eine Baugeschichte bis ins 16. Jahrhundert aufweist, ist in großen Teilen aus Sandstein errichtet worden, der nicht nur seiner Natur gemäß schon starker Verwitterung unterliegt, sondern insbesondere durch Luftverschmutzung leidet. Nach und nach wird wohl die Bausubstanz der Moritzkirche komplett ausgewechselt werden müssen.
Um den voranschreitenden Verfall der Kirche aufzuhalten, haben in den Jahren 1971 bis 1981 umfangreiche Restaurations- und Renovierungsarbeiten an der Moritzkirche stattgefunden. Dabei hat man offensichtlich das Nordportal der Kirche entfernt und durch eine Replik ersetzt. Das Portal ist nun aus den Gewölben der Moritzburg befreit und im Westflügel eingebaut worden. Das darüberliegende Dach dient sicher dem Schutz des Steins. Dem Original entspricht die Gestaltung mit Dach nämlich nicht.

Samstag, 14. September 2013

Scrapbook - 14.09.2013

Anfrage eines Lesers:

Eindeutig ist in diesem Jahr nachgewiesen worden, dass die sicherlich erste Salzgewinnung vor 3200 Jahren im Raum von Halle erfolgte.
Sie schreiben dieses auch in " Ihrem Streifzug " und nennen die Solequelle Wittekind. 
Hat man damit einen geologischen Nachweis führen können?


Meine Antwort:

Meines Wissens liegen keine neuen geologischen Gutachten vor, die eine Salzgewinnung um das Jahr 1200 v.u.Z. ganz sicher nachweisen. Jedoch erwähnt schon Hans-Joachim Mrusek im Jahre 1960 in seinem Buch "Halle/ Saale" (VEB E.A. Seemann Verlag Leipzig, S. 17 f.), dass im Bereich Giebichenstein Siedlungsspuren nachzuweisen waren und archäologische Funde eine Salzgewinnung in diesem Raum bestätigen. Er schreibt:

"Erst für die jüngere Bronzezeit etwa um 1200 v.u.Z. machen zahlreiche Bodenfunde einen neuen kräftigen Siedlungsimpuls wahrscheinlich, dessen Stoß aus der südosteuropäischen Richtung kam. Mit den Bewohnern, die sich für Jahrhunderte auf den Höhen um Giebichenstein festsetzten, begann offensichtlich die Salzgewinnung im Tal (Wittekind). Diese verstärkten sich in der frühen Eisenzeit, wie zentnerweise gefundene Tonstützen, die nach neuerer Deutung zum Trocknen des Salzes benutzt wurden, belegen."

Dementsprechend verwirrt war ich auch in diesem Jahr, als diese "neue Erkenntnis" als Sensation gefeiert wurde. Tatsache jedoch ist, dass bei den Bauarbeiten zur Mediathek für die Kunsthochschule Burg Giebichenstein auf dem Gelände des alten Klosters Neuwerk Zeugnisse frühzeitlicher Salzsiederei und offenbar auch eine ganze Anzahl Solequellen gefunden wurden. Inwieweit die Funde bisher ausgewertet wurden, kann ich leider zur Stunde nicht sagen. Meines Wissens haben noch keine Veröffentlichungen stattgefunden, bis auf die Sensationsmeldung in der MZ vom 16.07.2013.

Aus meiner Sicht macht aber auch die weitere historische Entwicklung die frühe Salzgewinnung um Wittekind (also im Bereich Giebichenstein) wahrscheinlich, denn mit Gründung des Erzbistums Magdeburg im Jahre 968 wurde der administrative Schwerpunkt des Erzbistums für das Gebiet um Halle vorrangig auf den Raum Giebichenstein gelegt. Dies ist meines Erachtens unter anderem auf günstige wirtschaftliche Bedingungen zurückzuführen, die möglicherweise sogar den Bau der heute als "Alte Burg" bezeichneten Anlage der Burg Giebichenstein begründet haben. Zu diesen günstigen wirtschaftlichen Bedingungen kann die Salzproduktion und der Salzhandel gehört haben, auch wenn sich später der Produktions- und Handelsschwerpunkt nach Halle verlagert hat. Vielleicht waren die Solebrunnen auf dem Hallmarkt leichter auszubeuten oder produktiver?

Ob damals allerdings schon die Solquelle, die wir heute Wittekind nennen, erschlossen war oder die Salzgewinnung nur in dieser Gegend stattfand, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit belegen. Wie die Meldung aus der MZ beschreibt, sind ja nun wohl noch mehrere Quellen entdeckt worden, die in der Hochzeit der Salzgewinnung keine oder nur untergeordnete Bedeutung hatten und in historischen Abhandlungen nicht erwähnt werden.
Ich bin mit der Salzgewinnung (noch) nicht genügend vertraut, um Gründe für die Aufgabe einer Solquelle darlegen zu können. Vielleicht sind Gesteinsschichten ausgewaschen worden, die den Salzgeschmack beeinträchtigt haben oder die Sole war nicht mehr salzhaltig genug, um eine weitere Bewirtschaftung sinnvoll erscheinen zu lassen. Vielleicht haben aber auch Naturereignisse (z.B. Überflutung der Quelle) zur Aufgabe eines Brunnens geführt. - Angesichts der Tatsache, dass Kenntnisse in der damaligen Zeit hauptsächlich mündlich weitergegeben wurden, mag es sein, dass binnen kurzer Zeit eine solche aufgegebene Produktionsstätte in Vergessenheit geraten ist, noch dazu, wenn sie keine besondere Rolle für die Landesfürsten gespielt hat. 

Sonntag, 8. September 2013

Scrapbook - 08.09.2013

Anfrage eines Fans: 
Ich war auf Fototour und entdeckte am Roten Turm über der Uhr einen Hund. Weißt Du warum der da angebracht wurde?


Meine Antwort:
Ich habe bisher nur erfahren, dass dies wohl beim Bau des Roten Turmes der Scherz eines Steinmetzen gewesen sein soll, der sein Tun mit dem Verlust beider Hände bezahlt haben soll.
Ich vermute jedoch noch eine andere Geschichte dahinter.


Ein anderer Fan erzählte, dass beim Turmbau im Mittelalter öfter solche Hunde angebracht wurden, die aber nach oben laufen. Wohl als Zeichen, dass der Turm lange Bestand haben wird. Beim Bau des Roten Turmes sollen wohl viele Arbeiter gestorben sein, weshalb der Hund nach unten zeigt.


Dieser Frage muss ich weiter nachgehen, weil mir die Antwort noch nicht erschöpfend erscheint. Ich habe Filmmaterial über den Roten Turm und werde mal schauen, ob sich hier eine Antwort findet. 

Freitag, 9. August 2013

Scrapbook - 09.08.2013

Anfrage einer Freundin:

In meinem Viertel um die August-Bebel-Straße gibt es eine Kapellengasse. Hat dort einst ein Kloster gestanden?


Meine Antwort:

Nein, ein Kloster war dort nicht zu finden. Allerdings eine Kapelle St. Petri. Von dieser Kapelle hat auch die Erhebung ihren Namen: der Petersberg.
Hier ist der Hügel gemeint, auf dem heute das Opernhaus steht. Der heißt, wie sein größerer Verwandter im Saalkreis, auch Petersberg und lag außerhalb der Stadtmauer.
Die Kapelle St. Petri war die Pfarrkirche der Vorstädte bzw. Gemeinden Petersberg und Ringleben und gehörte zur Ulrichkirche am Ulrichstor. Erzbischof Albrecht übereignete sie gemeinsam mit der Ulrichkirche am 21. Juli 1213 dem Kloster zum Neuen Werk.

Um 1512 hat die Kapelle wohl sogar einen eigenen Pfarrer gehabt, der Johann vom Berge genannt wurde.
Im Zuge der Reformation wurde die Kapelle verlassen. Als die Pfarre St. Ulrich im Jahre 1531 von Kardnial Albrecht in die Klosterkirche der Serviten verlegt wurde (heutige Ulrichkirche), ist die Kapelle St. Petri der Pfarrkirche Unser Lieben Frauen (Marktkirche) zugeordnet worden. Die Kapelle selbst wurde jedoch nur noch bei Begräbnissen für die Leichenpredigt benutzt. Die Bürger der Gemeinden Petersberg und Ringleben mussten die Marktkirche nutzen.
Die Kapelle soll mit reichhaltigem Schmuck und Gefäßen ausgestattet gewesen sein, wovon die Spanier unter Kaiser Karl V. (1500 - 1558) im Schmalkaldischen Krieg 1547 einen Großteil raubten.

Die Kapelle ist sicher beim Abriss der Stadtmauer in den Jahren 1817 bis 1831 auch abgebrochen worden, denn ab 1836 stand auf diesem Platz das Theater der Stadt, die "Kunstscheune".