Montag, 30. September 2013

30. September Ao. 1455

Ertzbischoff Friedrichs zu Magdeburg Wapenbrieff vor Sebastian Hugen, Schultheissen zu Magdeburg ertheilet.




Erzbischof Friedrich erteilt Sebastian Hugen die Erlaubnis, ein Wappen führen zu dürfen.
Sebastian Hugen bekleidete das Amt des Schultheißen in Magdeburg und hatte sich durch treue Dienste und redlichen Lebenswandel verdient gemacht.

Das Wappen soll folgendermaßen aussehen:
Es soll ein Schild in weißer Farbe sein, in dem Schild zwei rote Einhornköpfe und unter den Einhornköpfen eine blaue Lilie. Auf dem Schild soll ein Helm stehen und auf dem Helm ein roter Einhornkopf.

* Johann Christoph von Dreyhaupt führt dieses Dokument als Beweis dafür an, dass entgegen der zu seiner Zeit (um 1740) herrschenden Meinung im Heiligen Römischen Reich nicht nur Kaiser und Römischer König das Recht hatten, Wappen zu erteilen.

Sonntag, 29. September 2013

29. September Ao. 1525

Des Closters zum Neuenwergk Abtretung der drey Pfarren und geistlichen Jurisdiction zu Halle, samt der Kohlwiese unter der S. Moritzburg gelegen, an den Ertzbischoff Cardinal Albertum.




Aufgrund der Wirren in der Zeit der Reformation und der Schwierigkeiten, die sich daraus für die geistliche Gerichtsbarkeit ergaben (weil z.B. auch Mönche sich nicht mehr an ihr Gelübde gebunden fühlten), übergibt das Kloster zum Neuen Werk die Gerichtsbarkeit und Verwaltung des Kirchensprengels an Kardinal Albrecht. Außerdem gibt das Kloster die Aufsicht über die 3 Pfarren in Halle an Kardinal Albrecht ab und verpflichtet sich, den Lehnszins in Höhe von 100 Gulden, der bisher an die Vicarien zu Magdeburg zu zahlen war, nunmehr an die Pfarren zu zahlen.
Damit das Kloster von weiteren Verpflichtungen freigestellt wird, tritt es dem Erzbischof Kardinal Albrecht zudem die Kohlwiese bei der Moritzburg ab.

Fünf Jahre später (1530) zieht Kardinal Albrecht das Kloster zum Neuen Werk ein und fügt es mit all seinen Besitzungen seinem Neuen Stift hinzu.

29. September Ao. 1304

Des Closters zum Neuen Werck Bekäntniß, daß Johann von Northausen einen Altar samt einer täglichen Früh-Messe in der Kirche S. Gertrudis zu Halle gestifftet, und darzu den Zins von einer Reihe Häuser auf dem Redden-Berge übereignet.




Die Rede ist hier von der ehemaligen Kirche St. Gertrude auf dem Marktplatz, die wohl schon 1295 erwähnt wird, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebaut war. Zur Kirche St. Gertrude gehörten die blauen Türme, die bei Niederlegung und Umbau der Kirchen St. Gertrude und St. Maria im Jahre 1529 - ebenso wie die Hausmannstürme der Kirche St. Maria - stehen blieben und nun Teil der Marktkirche Unser Lieben Frauen sind.

Im Jahre 1303 hat Johann von Northausen, ein Pfänner zu Halle, der Kirche St. Gertruden einen Altar gestiftet, der dem Heiligen Andreas gewidmet war und an der Ostseite der Gertrudenkirche stand. Zu dem Altar gab der Pfänner das Geld für eine tägliche Frühmesse und außerdem den Jahreszins aus einigen Häusern auf dem Reddenberg.
Erzbischof Burchard und die Bischöfe Albert I. zu Halberstadt, Heinrich III. zu Merseburg, Friedrich zu Brandenburg und Arnold zu Havelberg erteilten reichlichen Ablass zu diesem Altar.

Das Kloster zum Neuen Werk bestätigt in diesem Dokument die Stiftung des Johann von Northausen.

Samstag, 28. September 2013

Scrapbook - 28.09.2013

Anfrage eines Besuchers meiner Stadtführung "Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)":

Im Dom sind an den Konsolsteinen Bildnisse angebracht. Hat es irgendeine Bedeutung, dass verschiedene Figuren auf den Bildnissen mal offene und mal geschlossene Münder haben?


Meine Antwort: 

Ich war heute im Dom und habe mir die Bildnisse angesehen. Dabei habe ich auch die Konsolsteine an den Gewölbestützen mit der Darstellung der Drachen gesehen, die auf einer Seite einen offenen und auf der gegenüberliegenden Seite einen geschlossenen Mund zeigen.
Diese Darstellungen datieren vermutlich aus dem 14. Jahrhundert und sind demzufolge noch Teil der Klosterkirche der Dominikaner. Kardinal Albrecht hatte also damit nichts zu tun. Eine spezielle Bedeutung der Bildnisse ist leider nicht überliefert. Aber es war dazumal üblich, alle möglichen Dämonen und Fabelwesen, die mit dem Aberglauben der Bevölkerung verbunden waren, an solche erhöhten Plätze in den Kirchen geradezu zu verbannen, um den Leuten klarzumachen, dass eben diese Dämonen ihnen nichts mehr anhaben können und obendrein nun die Last der Gewölbe zu tragen haben. Es wurde so der Sieg des Christentums über den Aberglauben zur Schau gestellt. Das mutet aus heutiger Sicht sehr widersrpüchlich an, da wir das Christentum (zumindest im Mittelalter) mit seinen Hexenverfolgungen und Exorzismen durchaus als abergläubisch wahrnehmen. Aber die Kirchenväter selbst sahen sich eher als Retter der Menschen vor den Dämonen an.

Diese Information hat aber noch eine andere Erkenntnis zur Folge: Die Klosterkirche der Dominikaner wies schon die heutigen Dimensionen auf. Ich hatte nicht vermutet, dass die Klosterkirche eines Bettlerordens so groß gewesen ist. Nun habe ich mir erklären lassen, dass die Klosterkirchen wohl immer recht groß gebaut worden sind, jedoch bei Bettlerorden keine Seitenschiffe und keine Türme hatten. - Gut zu wissen. 

Donnerstag, 26. September 2013

26. September Ao. 1184

Ertzbischoff Wichmann zu Magdeburg übereignet dem neugestiffteten Closter zu S. Moritz zu Halle, die Kirche zu Radewell, samt den Capellen zu Dellnitz, Besen und Wörmlitz, desgleichen die Pfarre zu Nienberg und das Dorff Schlagkwitz.




Das vermutlich um 1184 erbaute und in eben diesem Jahr geweihte Kloster St. Moritz erhält von Erzbischof Wichmann einige Schenkungen zu seinem Unterhalt.
Das Kloster wurde von Augustiner-Mönchen bewohnt, die sich teilweise aus dem Kloster zum Neuen Werck rekrutierten.

Lest hierzu auch die Legende über die Entstehung des Klosters St. Moritz auf meiner Webseite "Halle - eine Chronik".

Dienstag, 24. September 2013

24. September Ao. 1482

Willkühr der Stadt Halle, von Ertzbischoff Ernesto confirmirt und promulgirt.




Die Stadt Halle begehrte seit jeher gegen die Herrschaft der Erzbischöfe zu Magdeburg auf und strebte danach, eine Freie Reichsstadt zu werden. Dies führte immer wieder zu Streitigkeiten und Kämpfen.

Erzbischof Ernst, im Jahre 1476 im Alter von 15 Jahren zum Erzbischof von Magdeburg erwählt, wollte den Freiheitsbemühungen der Stadt ein für allemal ein Ende setzen. Deshalb erließ er am 18. März 1479 eine neue Regimentsordnung (Verfassung) für die Stadt, nach der sich jeder Bürger zu richten hatte.

Daraufhin erarbeitete der Rat der Stadt eine neue eigene Willkür, die Erzbischof Ernst am 24. September 1482 bestätigte und durch Verkündung in Kraft treten ließ.

Diese Willkür galt bis zum 01. Dezember 1687, als Halle als Teil des Herzogtums Magdeburg eine neue Regimentsordnung erhielt.

Montag, 23. September 2013

23. September Ao. 1531

Des Dom-Capituls zu Magdeburg Consens, daß das Einkommen des Closters zum Neuen Werck den Neuen Stifft zu Halle incorporirt werde.




Das Kloster zum Neuen Werck wurde von Erzbischof Adelgotus im Jahre 1116 gestiftet und mit Mönchen des Augustiner-Ordens besetzt. Im Laufe der Jahrhunderte gewann das Kloster großen Einfluss um Halle und gelangte durch Schenkungen und Käufe zu großem Reichtum. Seine Einkünfte sollen denen einer guten Grafschaft des Heiligen Römischen Reiches entsprochen haben.

Als Kardinal Albrecht beschlossen hatte, in der Stadt Halle ein Chorherren-Stift zu gründen, bat er sich vom Papst die Genehmigung aus, Klöster und Kirchen einzuziehen. Er erhielt die Erlaubnis und die Freiheit, sein Stift in einem der eingezogenen Klöster aufzurichten. Das Neue Stift ließ Kardinal Albrecht auf dem Grund des ehemaligen Dominikaner-Klosters bei der Neumühle errichten, zog aber dennoch Kloster Neuwerk mit all seinem beweglichen und unbeweglichen Vermögen ein und mehrte so den Reichtum seines Stifts.

Hier nun bestätigt das Domkapitel zu Magdeburg diesen Vorgang und spricht der Entscheidung Rechtskraft zu. Etwaige Rückforderungen (der Augustiner) wurden ausgeschlossen.

23. September Ao. 1467

Churfürst Ernsts und Hertzog Albrechts zu Sachsen Vorschrifft Nicolaus Pflugen an den Rath zu Halle wegen der Juden-Schule ertheilet.




Schon seit langer Zeit, verbrieft jedoch seit 965, lebten in Halle Juden im sogenannten Judendorf. Dieses Dorf lag zwischen dem Ulrichstor bis zum Mühlgraben hinunter und im Norden bis zur Fleischergasse (heute Fleischerstraße) der Vorstadt Neumarkt teils innerhalb und teils außerhalb der (noch einfach aufgeführten) Stadtmauer.
Die Synagoge bzw. Juden-Schule (jüdische Gotteshäuser sind noch heute oft auch Lehrhäuser) stand auf dem Platz neben der alten Ulrichskirche, auf dem später die Reitbahn errichtet wurde.

In Abhängigkeit von den Erzbischöfen, von denen sie mitunter Schutzbriefe erhielten, gehörten die Juden nicht wirklich zu den Bürgern der Stadt Halle. Im Zweifelsfall wurde die Zuständigkeit für die Juden vom Rat der Stadt an das Erzbistum und zurück geschoben. So wurden im Laufe der Jahrhunderte die Juden sowohl von den Erzbischöfen geschröpft als auch von den Bürgern der Stadt verfolgt und umgebracht oder vertrieben, wenn die Schuld an einem Unglück ihnen angelastet wurde. Als 1382 die Pest in Deutschland wütete, beschuldigte man die Juden, Brunnen vergiftet zu haben und lynchte diejenigen, die sich nicht retten konnten. Auch in Halle.

Der Kardinal Nikolaus von Kues, zum päpstlichen Legaten in Deutschland ernannt, forderte im Jahre 1452 in Deutschland die sichtbare Kennzeichnung von Juden, damit sie von den Christen zu unterscheiden wären. Infolge dessen zogen auch die hallischen Juden aus der Stadt weg.

Nicolaus Pflug von Knauthayn, Amtmann zu Leipzig, Borna und Pegau, erbat sich von Kaiser Friedrich III. die verlassenen Juden-Schulen zu Erfurt und Halle, die dieser ihm auch schenkte.
Im genannten Dokument fordern Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen (die gemeinsam die Grafschaften Thüringen und Meißen regierten) den Rat der Stadt Halle auf, Nicolaus Pflug von Knauthayn die Inbesitznahme seiner Schenkung zu ermöglichen und damit dem kaiserlichen Willen zu gehorchen.

Der Rat der Stadt wollte dieser Aufforderung nicht folgen und wandte sich an Erzbischof Johannis.
Nach einigem Hin und Her verkaufte Nicolaus Pflug von Knauthayn im Jahre 1468 die Juden-Schule an die Stadt Halle. Siehe dazu den Eintrag vom 04. Oktober 1468.

Sonntag, 22. September 2013

Scrapbook - 22.09.2013

Zum heutigen Chronikeintrag möchte ich folgende Informationen hinzufügen:


Gottfried von Jena wurde am 20. November 1624 in Zerbst geboren. Er gehörte dem anhaltinischen Zweig derer von Jena an und war ab 1680 Kanzler des Herzogtums Magdeburg, welches durch den Westfälischen Friedensschluss nach dem Dreißigjährigen Krieg an das Herzogtum Brandenburg gefallen war und nunmehr seinen Status als Erzbistum eingebüßt hatte. Außerdem hatte Gottfried von Jena den Titel eines Königlich Preußischen Geheimrats inne. Er verstarb am 08. Januar 1703 in Halle.

Sein Grabmal befindet sich an der Südseite des Doms zu Halle.




22. September Ao. 1707

König Friederichs I. in Preussen Verleihung eines Schutz- und Gnaden-Zeichens, an das Adeliche Fräulein Stifft zu Halle.




Der kinderlose Königlich Preußische Geheimrat und Kanzler der Magdeburgischen Regierung zu Halle, Herr Gottfried von Jena, hat kurz vor seinem Ableben am 01. November 1702 ein weltliches Stift evangelisch-reformierter Religion für eine Äbtissin und 9 Fräulein gestiftet.
Dazu überließ er den Stiftsdamen sein Wohnhaus hinter dem Rathaus (Etwa auf Höhe des heutigen Hotels "Am Ratshof". Vielleicht ist es ja sogar dasselbe Gebäude.) und einige andere Kapitalien zu ihrem Unterhalt.

König Friedrich I. in Preußen verleiht den 10 Damen ein Gnadenzeichen in Form eines ovalen Anhängers am Band. Der Anhänger bestand aus Gold und hatte auf der einen Seite ein emailliertes Kreuz auf lila bzw. malvenfarbenem Grund (siehe Abb.) und auf der anderen Seite die Inschrift:

"Seiner Königl. Majestät in Preussen Schutz- und Gnaden Zeichen für das von Dero Cantzler Gottfried von Jena angelegte Evangel. Reformirte Adeliche Fräulein-Stifft in Halle 1707."

An dem Anhänger hängt der Name Fridericus Rex mit den Buchstaben FR, darüber eine königliche Krone.
Der Anhänger wird an einem malvenfarbenen Bande getragen.







Die Stiftsfräulein waren angewiesen, das Gnadenzeichen an religiösen Feiertagen und öffentlichen Festen zu tragen.

Friedrich I. verbindet mit der Verleihung des Gnadenzeichens die Mahnung, sich an die Regeln des Jenaischen Fräuleinstifts zu halten. Der Anhänger wird von einem ausscheidenden Mitglied an die jeweilige Nachfolgerin übergeben.

Sonntag, 15. September 2013

Scrapbook - 15.09.2013

Anfrage eines Lesers:

Im Westflügel der Moritzburg sind zwei Portale aus anderen Gebäuden integriert worden. Das eine, rechts, ist das Portal der ehemaligen Ratswaage. Doch das linke Portal lässt sich nicht so einfach bestimmen. Aus welchem Gebäude stammt es?



Meine Antwort:

Links neben dem Portal der Ratswaage steht das Nordportal der Moritzkirche. Die Moritzkirche, die in ihrer heutigen Gestalt ja im Jahre 1388 begonnen wurde und eine Baugeschichte bis ins 16. Jahrhundert aufweist, ist in großen Teilen aus Sandstein errichtet worden, der nicht nur seiner Natur gemäß schon starker Verwitterung unterliegt, sondern insbesondere durch Luftverschmutzung leidet. Nach und nach wird wohl die Bausubstanz der Moritzkirche komplett ausgewechselt werden müssen.
Um den voranschreitenden Verfall der Kirche aufzuhalten, haben in den Jahren 1971 bis 1981 umfangreiche Restaurations- und Renovierungsarbeiten an der Moritzkirche stattgefunden. Dabei hat man offensichtlich das Nordportal der Kirche entfernt und durch eine Replik ersetzt. Das Portal ist nun aus den Gewölben der Moritzburg befreit und im Westflügel eingebaut worden. Das darüberliegende Dach dient sicher dem Schutz des Steins. Dem Original entspricht die Gestaltung mit Dach nämlich nicht.

Samstag, 14. September 2013

Scrapbook - 14.09.2013

Anfrage eines Lesers:

Eindeutig ist in diesem Jahr nachgewiesen worden, dass die sicherlich erste Salzgewinnung vor 3200 Jahren im Raum von Halle erfolgte.
Sie schreiben dieses auch in " Ihrem Streifzug " und nennen die Solequelle Wittekind. 
Hat man damit einen geologischen Nachweis führen können?


Meine Antwort:

Meines Wissens liegen keine neuen geologischen Gutachten vor, die eine Salzgewinnung um das Jahr 1200 v.u.Z. ganz sicher nachweisen. Jedoch erwähnt schon Hans-Joachim Mrusek im Jahre 1960 in seinem Buch "Halle/ Saale" (VEB E.A. Seemann Verlag Leipzig, S. 17 f.), dass im Bereich Giebichenstein Siedlungsspuren nachzuweisen waren und archäologische Funde eine Salzgewinnung in diesem Raum bestätigen. Er schreibt:

"Erst für die jüngere Bronzezeit etwa um 1200 v.u.Z. machen zahlreiche Bodenfunde einen neuen kräftigen Siedlungsimpuls wahrscheinlich, dessen Stoß aus der südosteuropäischen Richtung kam. Mit den Bewohnern, die sich für Jahrhunderte auf den Höhen um Giebichenstein festsetzten, begann offensichtlich die Salzgewinnung im Tal (Wittekind). Diese verstärkten sich in der frühen Eisenzeit, wie zentnerweise gefundene Tonstützen, die nach neuerer Deutung zum Trocknen des Salzes benutzt wurden, belegen."

Dementsprechend verwirrt war ich auch in diesem Jahr, als diese "neue Erkenntnis" als Sensation gefeiert wurde. Tatsache jedoch ist, dass bei den Bauarbeiten zur Mediathek für die Kunsthochschule Burg Giebichenstein auf dem Gelände des alten Klosters Neuwerk Zeugnisse frühzeitlicher Salzsiederei und offenbar auch eine ganze Anzahl Solequellen gefunden wurden. Inwieweit die Funde bisher ausgewertet wurden, kann ich leider zur Stunde nicht sagen. Meines Wissens haben noch keine Veröffentlichungen stattgefunden, bis auf die Sensationsmeldung in der MZ vom 16.07.2013.

Aus meiner Sicht macht aber auch die weitere historische Entwicklung die frühe Salzgewinnung um Wittekind (also im Bereich Giebichenstein) wahrscheinlich, denn mit Gründung des Erzbistums Magdeburg im Jahre 968 wurde der administrative Schwerpunkt des Erzbistums für das Gebiet um Halle vorrangig auf den Raum Giebichenstein gelegt. Dies ist meines Erachtens unter anderem auf günstige wirtschaftliche Bedingungen zurückzuführen, die möglicherweise sogar den Bau der heute als "Alte Burg" bezeichneten Anlage der Burg Giebichenstein begründet haben. Zu diesen günstigen wirtschaftlichen Bedingungen kann die Salzproduktion und der Salzhandel gehört haben, auch wenn sich später der Produktions- und Handelsschwerpunkt nach Halle verlagert hat. Vielleicht waren die Solebrunnen auf dem Hallmarkt leichter auszubeuten oder produktiver?

Ob damals allerdings schon die Solquelle, die wir heute Wittekind nennen, erschlossen war oder die Salzgewinnung nur in dieser Gegend stattfand, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit belegen. Wie die Meldung aus der MZ beschreibt, sind ja nun wohl noch mehrere Quellen entdeckt worden, die in der Hochzeit der Salzgewinnung keine oder nur untergeordnete Bedeutung hatten und in historischen Abhandlungen nicht erwähnt werden.
Ich bin mit der Salzgewinnung (noch) nicht genügend vertraut, um Gründe für die Aufgabe einer Solquelle darlegen zu können. Vielleicht sind Gesteinsschichten ausgewaschen worden, die den Salzgeschmack beeinträchtigt haben oder die Sole war nicht mehr salzhaltig genug, um eine weitere Bewirtschaftung sinnvoll erscheinen zu lassen. Vielleicht haben aber auch Naturereignisse (z.B. Überflutung der Quelle) zur Aufgabe eines Brunnens geführt. - Angesichts der Tatsache, dass Kenntnisse in der damaligen Zeit hauptsächlich mündlich weitergegeben wurden, mag es sein, dass binnen kurzer Zeit eine solche aufgegebene Produktionsstätte in Vergessenheit geraten ist, noch dazu, wenn sie keine besondere Rolle für die Landesfürsten gespielt hat. 

Sonntag, 8. September 2013

Scrapbook - 08.09.2013

Anfrage eines Fans: 
Ich war auf Fototour und entdeckte am Roten Turm über der Uhr einen Hund. Weißt Du warum der da angebracht wurde?


Meine Antwort:
Ich habe bisher nur erfahren, dass dies wohl beim Bau des Roten Turmes der Scherz eines Steinmetzen gewesen sein soll, der sein Tun mit dem Verlust beider Hände bezahlt haben soll.
Ich vermute jedoch noch eine andere Geschichte dahinter.


Ein anderer Fan erzählte, dass beim Turmbau im Mittelalter öfter solche Hunde angebracht wurden, die aber nach oben laufen. Wohl als Zeichen, dass der Turm lange Bestand haben wird. Beim Bau des Roten Turmes sollen wohl viele Arbeiter gestorben sein, weshalb der Hund nach unten zeigt.


Dieser Frage muss ich weiter nachgehen, weil mir die Antwort noch nicht erschöpfend erscheint. Ich habe Filmmaterial über den Roten Turm und werde mal schauen, ob sich hier eine Antwort findet.