Samstag, 11. Oktober 2014

11. October Ao. 1298

Bartholomaei von Liebenau Schenckung einer halben Hufen von seinen eigenen Gütern, und des Eigenthums von einer andern halben Hufen an die Kirche zu Bellberg.



Böllberg, seit 1950 zu Halle gehörig, wird nachweislich schon im Jahre 1291 erwähnt und war dem Amt Giebichenstein unterworfen. In der Dorfschenke durfte nur Bier ausgeschenkt werden, das in Giebichenstein gebraut und vom Amt zur Lieferung genehmigt wurde.
Böllberg war mit gerade einmal 11 Feuerstätten ein ziemlich kleiner Ort.
Es wurde beim Mühlendamm in Böllberg ein Wasserzoll für Bauholz erhoben. Ich vermute, dass dazu ein Zollhäuschen auf der Rabeninsel am Schleuseneingang gestanden hat. Die Zolleinnahmen wurden an das Amt Giebichenstein weitergeleitet.

Die noch heute existierende Kirche St. Nicolai, die übrigens zur Straße der Romanik gehört, war eine Filialkirche der Pfarrkirche St. Georg in Glaucha und lag in der Jurisdiktion des ebendort im Jahre 1231 gestifteten Zisterzienser-Nonnen-Klosters Marienkammer. Erst im Jahre 1307 wurde diese Verbindung zur Mutterkirche gelöst und St. Nicolai zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Nach der Reformation wurde St. Nicolai der Kirche St. Peter in Wörmlitz zugeordnet und war somit wiederum Filial.

Doch noch bevor die Kirche St. Nicolai eigenständig als Pfarrkirche galt, hat Bartholomäus von Liebenau ihr am 11. Oktober Ao. 1298 eine halbe Hufe Landes in Böllberg geschenkt und eine weitere halbe Hufe Landes zu Lehen gegeben. Letztere hatten die Einwohner Böllbergs zuvor von zwei hallischen Bürgern gekauft.

An diesem Beispiel wird der Unterschied zwischen den Rechtsbegriffen "Besitz" und "Eigentum" sehr schön sichtbar. Besitzer des Landes war immer noch der Lehnsherr (in diesem Falle wohl Bartholomäus von Liebenau, jedenfalls im unmittelbaren Bezug), das Eigentum jedoch – und damit die Verfügungsgewalt über die Art der Nutzung – lag beim Lehnsmann. Der Lehnsmann konnte je nach Art des Lehens das Eigentum veräußern, der Besitzer änderte sich deshalb nicht.
Der Lehnsherr als Besitzer hatte aber auch die Möglichkeit, dem Lehnsmann sein Lehen, also sein Eigentum zu entziehen.

Bartholomäus von Liebenau gehörte übrigens einem ursprünglich sächsischen bzw. meißnischen Adelsgeschlecht an, das im 13. Jh. erstmals urkundlich in Erscheinung tritt und seinen Namen vermutlich von Burgliebenau bei Merseburg ableitete. Möglicherweise war dieser Bartholomäus Mönch im Kloster Neuzelle in der Niederlausitz, der als Urkundszeuge im Jahre 1279 auftrat. Diese Vermutung liegt sogar nahe, denn Kloster Neuzelle war eine Zisterzienserabtei und die Kirche St. Nicolai war ja im Jahre 1298 noch Filial des Klosters St. Georg, ebenfalls dem Orden der Zisterzienser zugehörig.

Sonntag, 5. Oktober 2014

05. October Ao. 1530

Kayser Caroli V. Confirmation der Veränderung des Closters zum Neuen Werck vor Halle.



Das Kloster zum Neuen Werk wurde von Erzbischof Adelgotus im Jahre 1116 gestiftet und mit Mönchen des Augustiner-Ordens besetzt. Es wurde auf einem Felsen über der Saale zwischen der Stadt Halle und der Burg Giebichenstein erbaut, nachdem Erzbischof Adelgotus bei abendlichem Ritt die Erscheinung einer glühenden Egge an eben dieser Stelle hatte.
Im Laufe der Jahrhunderte gewann das Kloster großen Einfluss um Halle und gelangte durch Schenkungen und Käufe zu großem Reichtum. Seine Einkünfte sollen denen einer guten Grafschaft des Heiligen Römischen Reiches entsprochen haben.

Viele der Augustinermönche verließen während der Reformation das Kloster und wurden teilweise weltlich und begaben sich in den Ehestand.
Der letzte Propst des Klosters zum Neuen Werk, Simon Greyl, war ein Günstling Kardinal Albrechts und übernahm sein Amt im Jahre 1523. Er war aber nicht im Stande, das Kloster in guter Verfassung zu halten und überließ daher im Jahre 1525 erst die 3 Pfarren zu Halle und das Erzdiakonat des hallischen Kirchensprengels dem Erzbischof Kardinal Albrecht.

Am 28. April Ao. 1528 dann erfolgte die Übergabe des gesamten Klosters samt all seiner Güter und Einkünfte an Kardinal Albrecht. Der Propst und der gesamte Konvent stellten jedoch die Bedingung, dass sie mit Nahrung und Kleidung versorgt werden sollten. Dies gestand Kardinal Albrecht auch gerne zu und wollte den Mönchen die Hälfte ihrer bisherigen Güter zum Unterhalt geben und sie in das schon verlassene Serviten-Kloster in der Galgstraße setzen.

Nachdem sie aber in dieses Kloster nicht ziehen wollten und im Jahre 1529 viele der Mönche an der Pest gestorben waren, so dass nur noch 4 Mönche neben dem Propst übrig blieben, wurden sie 1530 in dem von Kardinal Albrecht eingerichteten Neuen Stift aufgenommen. Die Güter und Einkünfte des Klosters zum Neuen Werk wurden dem Neuen Stift mit Einwilligung des Papstes, Kaisers und des Magdeburger Domkapitels zugeschlagen.

Nun, am 05. Oktober Ao. 1530, bestätigt Kaiser Karl V. die Maßnahmen, die Kardinal Albrecht am Kloster zum Neuen Werk vorgenommen hat.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

01. October Ao. 1570

Ertzbischoffs Joachim Friedrichs zu Magdeburg Conceßion des S. Georgen Closters zu Glauche an den Rath zu Halle, zu Anlegung des Hospitals.



Das Hospital St. Cyriaci wurde im Jahre 1341 an der Stelle errichtet, wo heute die Neue Residenz zu finden ist. Ursprünglich hieß es das Neue Hospital und wurde erst später nach dem Schutzheiligen der Hospitalkapelle benannt. Es war das vierte Hospital der Stadt, neben den Hospitälern St. Antonius (Sondersiechenhaus in den Bockshörnern), St. Johannis (Moritzkloster) und St. Cunegund (Komturei des Deutschen Ritterordens, Salinehalbinsel).

Das Hospital gehörte zur Armenversorgung der Stadt Halle und wurde vom Rat und der gesamten Bürgerschaft gestiftet.

Im Jahre 1529 wurde das Hospital St. Cyriaci in das mittlerweile verlassene Johannis-Hospital im Moritzkloster verlegt, weil Kardinal Albrecht den Bauplatz für seinen Stadtpalast (heute Neue Residenz) brauchte.

Am 28. Juli Ao. 1529 bestätigt der Rat der Stadt Halle, dass er auf einstimmigen Beschluss das ganze Areal, auf dem das Hospital St. Cyriaci steht, bis hinunter zum Klaustor an Kardinal Albrecht übergibt. Die Stadt wird auf eigene Kosten sämtliche Gebäude des Hospitals niederbrechen, alle Materialien wegschaffen und das Hospital an der Stadtmauer bei dem St. Moritz Kirchhof neu einrichten. Dort werden alle notwendigen Gebäude wieder errichtet. Jedoch sollen die Prediger-Mönche, die seit 1520 ebenfalls im Moritzkloster leben, am Ein- und Ausgang in ihr Kloster und ihre Kirche nicht gehindert werden.

Das Hospital findet in der Umgebung des Moritzklosters jedoch nicht den notwendigen Platz, um dem Gebot der Selbstversorgung gerecht werden zu können. Insbesondere  war der Ort nicht zu Ackerbau und Viehzucht geeignet.
Deshalb bat der Rat der Stadt den Administrator Joachim Friedrich (die Erzbischöfe wurden in der Zeit der Reformation auch Administratoren genannt), das Hospital in die Gebäude des mittlerweile verlassenen Zisterzienser-Nonnen-Klosters St. Georg zu Glaucha verlegen zu dürfen. Am 01. Oktober Ao. 1570 gibt Administrator Joachim Friedrich seine Erlaubnis.

Im Dokument finden sich weitere Anweisungen:
Die Äcker des Klosters sollten die Stadtschule im ehemaligen Barfüßer-Kloster (heute Universitätsring) unterstützen und die 500 Reichsthaler erwirtschaften, die zur Unterhaltung der Schule jährlich benötigt wurden.
Weiterhin wurden die Erbzinsen des Klosters zur Stiftschreiberei, die Thalgüter zur Fürstlichen Kämmerei und die Einkünfte aus den Weinbergen, Holzungen und Wiesen zum Amt Giebichenstein geschlagen.

Bereits zu Beginn des Jahres 1571 wurde mit dem Bau der neuen Hospitalgebäude begonnen. Einige Gebäude wurden als Wohnungen hergerichtet und Kammern für die Insassen gebaut. Auch Scheunen durften nicht fehlen. Darüber hinaus wurden ein Teich und ein Hopfgarten angelegt.

Die armen Leute aus dem bisherigen Johannis-Hospital des Moritzklosters zogen am 27. September Ao. 1576 in das Hospital St. Cyriaci in St. Georgen um.

Im Jahr darauf kaufte der Rat der Stadt noch 2 Gehöfte zu dem Hospital hinzu, weil nunmehr auch der Platz des ehemaligen Klosters allein nicht mehr ausreichte.

Für etwa 25 Jahre sollte dieser Platz genügen. Eine große steinerne Scheune wurde im Jahre 1601 errichtet. Das war auch das Jahr, in dem in Philipp Schmids Garten in Oberglaucha eine Quelle entdeckt und eingefasst wurde. Wir kennen sie noch heute als Gesundbrunnen. Von der Quelle aus wurde das heilkräftige Wasser in Röhren bis in den Hof des Hospitals geleitet und dort für das Vieh und die Haushaltung verwandt.

Neue Käufe erfolgten im Jahre 1602. Hier erwarb der Rat der Stadt Halle noch ein Haus, einen Hof und einen Garten hinter dem ehemaligen Kloster und schlug auch diese Besitzungen dem Hospital St. Cyriaci zu.

Letztlich wurde im Jahre 1614 mit Bewilligung des Administrators Christian Wilhelm noch ein zusätzliches Gebäude errichtet.