Samstag, 28. September 2013

Scrapbook - 28.09.2013

Anfrage eines Besuchers meiner Stadtführung "Rund um die Stadtmauer in Halle (Saale)":

Im Dom sind an den Konsolsteinen Bildnisse angebracht. Hat es irgendeine Bedeutung, dass verschiedene Figuren auf den Bildnissen mal offene und mal geschlossene Münder haben?


Meine Antwort: 

Ich war heute im Dom und habe mir die Bildnisse angesehen. Dabei habe ich auch die Konsolsteine an den Gewölbestützen mit der Darstellung der Drachen gesehen, die auf einer Seite einen offenen und auf der gegenüberliegenden Seite einen geschlossenen Mund zeigen.
Diese Darstellungen datieren vermutlich aus dem 14. Jahrhundert und sind demzufolge noch Teil der Klosterkirche der Dominikaner. Kardinal Albrecht hatte also damit nichts zu tun. Eine spezielle Bedeutung der Bildnisse ist leider nicht überliefert. Aber es war dazumal üblich, alle möglichen Dämonen und Fabelwesen, die mit dem Aberglauben der Bevölkerung verbunden waren, an solche erhöhten Plätze in den Kirchen geradezu zu verbannen, um den Leuten klarzumachen, dass eben diese Dämonen ihnen nichts mehr anhaben können und obendrein nun die Last der Gewölbe zu tragen haben. Es wurde so der Sieg des Christentums über den Aberglauben zur Schau gestellt. Das mutet aus heutiger Sicht sehr widersrpüchlich an, da wir das Christentum (zumindest im Mittelalter) mit seinen Hexenverfolgungen und Exorzismen durchaus als abergläubisch wahrnehmen. Aber die Kirchenväter selbst sahen sich eher als Retter der Menschen vor den Dämonen an.

Diese Information hat aber noch eine andere Erkenntnis zur Folge: Die Klosterkirche der Dominikaner wies schon die heutigen Dimensionen auf. Ich hatte nicht vermutet, dass die Klosterkirche eines Bettlerordens so groß gewesen ist. Nun habe ich mir erklären lassen, dass die Klosterkirchen wohl immer recht groß gebaut worden sind, jedoch bei Bettlerorden keine Seitenschiffe und keine Türme hatten. - Gut zu wissen. 

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