Bei meiner Recherche zum gestrigen Chronik-Eintrag ist mir
ewas aufgefallen.
Hier wird die Kapelle St. Nicolai erwähnt. In der
Dreyhaupt-Chronik heißt es, dass die Kapelle St. Nicolai zu den ältesten
Kirchen der Stadt gehört hat und noch vor der Pfarrkirche St. Gertrude erbaut
worden ist.
Obgleich von diesem Gebäude immer nur als Kapelle gesprochen
wird, ist sie aus meiner Sicht einst sogar Pfarrkirche gewesen.
Die ausdrückliche Erwähnung der Pfarrkirche St. Gertrude hat
mich darauf gebracht.
Außerdem sind in alten Zeiten die Viertel einer Stadt
gleichzeitig die Pfarrbezirke gewesen und meines Wissens auch nach den
Pfarrkirchen benannt worden. Die alte Stadt Halle hat sich aus 4 Stadtvierteln
zusammengesetzt: dem Moritzviertel, dem Marienviertel, dem Ulrichviertel und
dem Nicolaiviertel.
So kannten wir also eine Pfarrkirche St. Moritz, eine
Pfarrkirche St. Maria und eine Pfarrkirche St. Ulrich. Von einer Pfarrkirche
St. Nicolai ist keine Rede. Hinwiederum kennen wir zwar eine Pfarrkirche St.
Gertrude, aber kein Gertrudenviertel.
Daraus folgt meine Vermutung, dass die Kapelle St. Nicolai
vor dem Bau der Gertrudenkirche wohl als Pfarrkirche gedient hat und dann diese
Funktion der Kirche St. Gertrude übertragen wurde. Zu der Zeit hatten aber die
Stadtviertel schon ihre Namen und wurden nicht mehr umbenannt.
Leider finden sich in so früher Zeit (13. Jh.) keine
Dokumente zur Übertragung einer Pfarre.
Aber die Verlegung einer Pfarre ist keine unübliche
Vorgehensweise gewesen. Dies sieht man gut am Beispiel der Pfarre St. Ulrich,
die im Jahre 1531 auf Anweisung Kardinal Albrechts auf die bisherige
Klosterkirche der Serviten in der Galgstraße übertragen wurde. Diese ehemalige
Klosterkirche ist auch heute noch als Ulrichkirche bekannt. Die ursprüngliche
Kirche zwischen Großer und Kleiner Ulrichstraße wurde abgebrochen, nachdem die
Pfarre verlegt worden war.
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