Freitag, 28. Februar 2014

28. Februar Ao. 1465

Der Vicarien des Generals und Provincials des Franciscaner-Ordens in der Provinz Sachsen, und Gardians und Convents des Barfüßer-Closters zu Halle Bekäntniß, daß sie den Rath zu Halle ersucht, die ihm vor einiger Zeit übergebene Güter des Closters zu milden Sachen anzuwenden.



Nachdem im Jahre 1210 der Orden der Franziskaner von Papst Innozenz III. bestätigt wurde, bildeten sich recht schnell - auch in deutschen Landen - Glaubensgemeinschaften heraus, die den Lebensidealen des Heiligen Franziskus von Assisi folgten.

So entstand in Halle das Barfüßer-Kloster vermutlich im Jahre 1225. Heute finden wir an seiner Stelle das Haupt- oder Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die Mönche des Klosters wurden deshalb Barfüßer genannt, weil sie dem Armutsgelübde ihres Ordens folgend barfuß liefen oder Sandalen oder Holzschuhe ohne Strümpfe trugen. Noch heute folgen viele Angehörige sogenannter Bettelorden dieser Tradition und tragen ganzjährig Sandalen.

Das Barfüßer-Kloster in Halle, bescheiden und dennoch dauerhaft in Stein aufgeführt, besaß gemäß der Ordensregel keine Güter, von Garten und Holz einmal abgesehen. Dennoch erhielt das Kloster im Laufe der Zeit Einkünfte aus Stiftungen.

Schon frühzeitig entbrannte innerhalb der Bettelorden die Debatte um die Armut der Kirche, denn die Ordensregeln hatten sich allgemein etwas gelockert. Als berühmtes Beispiel mag hier die Armutsdebatte aus Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" dienen.
Gegen die Lockerung der Ordensregeln bildete sich um die Mitte des 14. Jh. die sogenannte Observanzbewegung heraus, die für eine Rückkehr zum ursprünglichen Armutsgebot des Ordens und für eine strengere Beachtung (Observanz) der Ordensregeln eintrat. Aus dieser Bewegung entwickelte sich der franziskanische Reformorden OFM (Ordo fratrum minorum; dt.: Orden der Minderen Brüder), dem auch das Barfüßer-Kloster in Halle angehörte.

Korrektur:
An dieser Stelle stand urspünglich:
"Im Gegensatz zu anderen Ordensgemeinschaften wurde der Vorsteher des Klosters eines Bettelordens, der Guardiano, jedes Jahr neu gewählt. Im Jahre 1461 übernahm im hallischen Barfüßer-Kloster Bruder Mathias Döring dieses Amt. Er war gleichzeitig Minister (Leiter) der Provinz Sachsen und Doktor der Theologie oder - wie er sich selbst nannte - Doktor der Heiligen Schrift.

Gleich nach Übernahme seines neuen Amtes gebot Bruder Mathias Döring seinen Ordensbrüdern in Halle die Übergabe aller Güter, seien es Häuser, Hölzer, Wiesen oder Pfannen an den Rat der Stadt Halle, unter der Voraussetzung, sie wollten an ihrer Ordensregel festhalten."


Diese Aussage hat sich als unrichtig herausgestellt.
Bruder Mathias Döring war NICHT Guardian im Barfüßer-Kloster zu Halle. Aber er war Minister der Provinz Sachsen und hat in dieser Eigenschaft den Konvent des Klosters aufgefordert, seine Güter abzugeben.
Im Jahre 1461 war Bruder Tytericus Guardian im Barfüßer-Kloster zu Halle.


Der Konvent folgte dem Gebot, wie in einem späteren Chronik-Eintrag zu sehen sein wird.

Nun sind einige Jahre vergangen. Der Papst hat mittlerweile über die Reformation der Bettelorden entschieden und seinen Konsens zu deren Beachtung des Armutsgebotes gegeben.
Im hallischen Barfüßer-Kloster hat Laurentius Buckau das Amt des Guardians inne und als Vikar des Generals amtiert Johannes Matrifortis.
Er hat mit dem Rat der Stadt Halle vereinbart, dass die 1461 überlassenen Güter nunmehr mildtätiger Verwendung zugeführt werden sollten und bestätigt dies in seinem Brief.
Somit verzichten die Franziskaner dauerhaft auf diese Güter und deren Einnahmen.

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