Freitag, 14. März 2014

14. März Ao. 1624

Des Herrn Administratoris Marggraff Christian Wilhelms Durchl. Instruction vor die Abgeordneten wegen der Ammenslebischen Closter-Visitation.



Es ist Krieg. Dreißig Jahre lang. Aber das wissen die Menschen im Jahre 6 der großen Verwüstung noch nicht.
Der Krieg zwischen den Konfessionen wird nicht nur auf den Schlachtfeldern geführt, sondern auch in den Klöstern.

Das Benediktinerkloster Ammensleben (heute Ortsteil Groß-Ammensleben in der Einheitsgemeinde Niedere Börde im Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt) hatte sich schon im 16. Jh. erfolgreich gegen die Reformation zur Wehr gesetzt und blieb katholisch.

Am 26. Juni 1570 wurde auf einem Landtag in Magdeburg beschlossen, dass in den Klöstern des Erzstifts die "päpstliche Religion", die Zeremonien und Messen abzuschaffen seien. Es wurden Kirchen-Visitationen (also Kontrollbesuche von Kirchenoberen) eingerichtet und in vielen Klöstern wurden evangelische Geistliche eingesetzt, auch wenn die Mönche selbst katholisch blieben.

Kloster Ammensleben hatte einen evangelischen Abt namens Caspar Ulenberg bekommen, der einige Mönche aus dem Kloster ausgeschlossen hatte. Diese hatten sich an Kaiser Ferdinand II. gewandt und ihre Wiedereingliederung ins Kloster gefordert und den Kaiser um eine unabhängige (katholische) Visitation gebeten.
Der Kaiser entsprach der Bitte und fertigte am 05. Dezember 1623 ein Schreiben an das Domkapitel zu Magdeburg, in dem er unter anderem die Visitation durch von ihm bevollmächtigte Geistliche ankündigte.

Das Domkapitel wiederum informierte am 06. März 1624 den Administrator Christian Wilhelm darüber, dass fremde Vistitatoren (Äbte aus Hildesheim) einen Kontrollbesuch im Kloster Ammensleben durchführen wollten und die kaiserliche Zustimmung hätten.
Weiter wurde ausgeführt, dass der Abt des Klosters die Visitation verweigert hätte und deshalb die Visitatoren nun Unterstützung vom Domkapitel erwarteten. Das Domkapitel jedoch wollte sich nicht gegen den Brauch verhalten und verwies die Abgesandten an den Administrator.

Administrator Christian Wilhelm antwortet nun an die Visitatoren.
In seinem Schreiben führt er aus, dass man sich bei Kaiser Ferdinand II. über den Abt des Klosters Ammensleben beschwert hätte, weil er angeblich einen liederlichen Lebenswandel führe, der Ordens-Obrigkeit gegenüber ungehorsam sei, die Klosterdisziplin vernachlässige, den Haushalt schlecht führe und unliebsame Mönche verjagen ließe.
Christian Wilhelm wiederum äußert sich recht ungehalten darüber, dass die Beschwerdeführer ihn übergangen hätten und sich eigenmächtig an den Kaiser gewandt hätten. Er hätte bei entsprechender Kenntnis der Sachlage selbst eine Visitation anberaumt, könne es aber nicht zugeben, dass völlig fremde Personen einen Kontrollbesuch in einem seiner Klöster vornehmen wollen.
Er verweist darauf, dass er in seinem Erzstift den Klöstern ihre Religionsfreiheit zugebilligt hätte und zu deren Gedeih und Schutz alle Vorkehrungen getroffen habe. Deshalb könne er nicht einsehen, weshalb ihm seine Jurisdiktion streitig gemacht würde.
Administrator Christian Wilhelm fordert die Hildesheimer Äbte auf, von der Visitation Abstand zu nehmen. Er behält sich eine eigene Untersuchung des Sachverhalts vor und bittet darum, dies auch dem Kaiser mitzuteilen.

In der Folge legt Abt Caspar Ulenberg die Geschehnisse des 26. September 1623, die Gegenstand der Beschwerde bei Kaiser Ferdinand II. waren, in einem Schreiben an Administrator Christian Wilhelm ausführlich dar und berichtet auch über den Aufenthalt der Hildesheimer Visitatoren.

Die erneute Aufforderung der Hildesheimer Äbte an den Abt des Ammenslebener Klosters am 03. Oktober 1624, eine Visitation  zuzulassen, legt den Schluss nahe, dass der Widerspruch des Adminstrators Christian Wilhelm keinen Erfolg hatte.

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